Unser Weihnachtsgeschenk für Sie: Der Bachchor singt das Weihnachtsoratorium
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Technik trifft Tradition: Clemens Heidrich bei der Videoaufnahme mit Bachchor und -orchester in der Marktkirche.
© Quelle: Stefan Arndt
Hannover. Man kann sich diesen Klängen ja kaum entziehen: Die prachtvollen Pauken und Trompeten, die aufliegenden Streicher – es ist kein Wunder, dass der erste Chor aus dem „Weihnachtsoratorium“ von Johann Sebastian Bach zu den beliebtesten Stücken für die Festtage gehört. Auch in Hannover ist es in der Adventszeit alljährlich in vielen Kirchen der Stadt zu hören – am verlässlichsten in der Marktkirche: Dort hat der Bachchor unter seinem Leiter Jörg Straube die Aufführung seit Langem als feste Tradition etabliert.
Vor den diesjährigen Konzerten hat der Chor das Eröffnungsstück begleitet von den Musikern und Musikerinnen des Bachorchesters vor der Kamera unseres Video-Spezialisten Clemens Heidrich gesungen. Die Aufnahme ist nun unser gemeinsames Geschenk für alle, die nicht dabei sein konnten – und für die, die nie genug vom Weihnachtsoratorium bekommen.
Glaubt man Chorleiter Straube, gibt es sehr viele Menschen, die gerade den Anfang des mehr als zweistündigen Werkes über alles lieben. Das Oratorium besteht aus sechs einzelnen Kantaten, die ursprünglich einzeln in verschiedenen Gottesdiensten während der gesamten Weihnachtszeit aufgeführt wurden. „Unsere Konzerte verkaufen sich am besten, wenn die erste Kantate mit dem Eröffnungschor ,Jauchzet, frohlocket’ auf dem Programm steht“, sagt Straube, der nicht nur den spirituellen und musikalischen Gehalt einer so aufwendigen Aufführung im Blick haben muss, sondern auch deren wirtschaftlichen Folgen.
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Volles Haus: Der Bachchor singt das Weihnachtsoratorium in der Marktkirche.
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Im Weihnachtsoratorium kommt alles auf ideale Weise zusammen. Darum hat Straube, der Hannovers Kirchenmusik seit Anfang der Achtzigerjahre prägt, irgendwann aufgehört, nach neuen Stücken für die Adventszeit zu suchen: Alle Jahre wieder gibt es seither die erste Kantate aus dem Oratorium zu hören, dazu kommen jeweils wechselnde weitere Abschnitte aus dem Werk oder sogar ganz andere Stücke. Damit hat Straube den Geschmack des Publikums getroffen: Die Marktkirche ist an den drei Abenden der Aufführungen zuverlässig bis auf den letzten Platz besetzt.
Ein Versehen des Komponisten
Der Komponist wäre von einem so nachhaltigen Erfolgs seines Stückes vielleicht nicht sehr überrascht gewesen: Bach wusste, was für eine großartige Musik er geschrieben hat. Zumindest wollte er sie nicht als Teil eines Gelegenheitswerks in Vergessenheit geraten lassen. Denn komponiert hat Bach den Eröffnungschor wie fast alle Teile des Werkes gar nicht für das Weihnachtsoratorium. Er steht vielmehr am Anfang einer Huldigungskantate zum 34. Geburtstag von Maria Josepha, der Erzherzogin von Österreich, Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen.
Wie wenig Änderungen nötig waren, um aus dieser weltlichen Kantate in ein geistliches Werk zu verwandeln, zeigt ein Versehen in Bachs Handschrift des Oratoriums: Statt der neu gedichteten Worte stehen im ersten Einsatz des Chores noch die ursprünglichen: „Tönet ihr Pauken, erschallt Trompeten!“ Bach strich sie später durch und ersetzte sie durch den auch hier zu hörenden Text: „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan! Lasset das Zagen, verbannet die Klage, stimmet voll Jauchzen und Fröhlichkeit an!“
Der Geist der Weihnacht
Jörg Straube hat dieselbe Musik sowohl in der älteren Huldigungskantate als auch im Weihnachtsoratorium aufgeführt. „Die Wirkung ist eine komplett andere“, sagt er. Zwar ist die festliche Grundstimmung in beiden Zusammenhängen gleich. Doch die Aufführungen in der Adventszeit sind immer auch vom besonderen Geist der Weihnacht erfüllt. Wir freuen uns, das nun mit Ihnen teilen zu können.