Verzweifelt appellierte Bäckereichef Bosselmann aus Hannover an die Solidarität der Kunden in der Corona-Krise – und sorgt damit bundesweit für Aufmerksamkeit. Intern gibt er jedoch ein anderes Bild ab – er droht Mitarbeitern mit fristlosen Entlassungen, wenn sie sich leichtfertig infizierten. Gegenüber der HAZ verteidigt er sein Vorgehen.
Hannover. Der dramatische Appell ging bundesweit durch die Medien: In einem emotionalen Facebook-Video wandte sich der hannoversche Bäckerei-Unternehmer Gerhard Bosselmann an die Öffentlichkeit; er rief dazu auf, in der Krise örtliche Bäckereien zu unterstützen und beklagte mangelnde Hilfe durch die Politik. Seine Angestellten lobte er dabei in höchsten Tönen: "Ich bedanke mich bei meinen Mitarbeitern, die kein Homeoffice machen können", sagt er in dem Video. Und: "Ich möchte mich bei meiner Belegschaft bedanken, die wundervoll ist."
Intern schlägt Bäckereichef Bosselmann jedoch einen anderen Ton an. In einer schriftlichen Dienstanweisung an seine Mitarbeiter, die der HAZ vorliegt, heißt es: „Krankmeldungen wegen Erkältung ohne Fieber werden nur mit vorgelegter Corona-Testierung akzeptiert. Andernfalls werden wir keine Lohnfortzahlung zahlen.“ Die Krankmeldung habe zusätzlich auch bei ihm persönlich zu erfolgen. „Ich bin entschlossen, bei begründeten Zweifeln die Mitarbeiter zu versetzen oder zu entlassen“, droht er. „Danach steht Ihnen der Klageweg offen.“ Die Firma und die Arbeitsplätze zu erhalten, sei nicht alleine Aufgabe des Chefs, sondern aller.