So will Bezirksbürgermeister Wjahat Waraich das Image von Bothfeld-Vahrenheide verbessern
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Ansprechpartner für die Bedürfnisse der Menschen in Bothfeld-Vahrenheide: Bezirksbürgermeister Wjahat Ahmed Waraich.
© Quelle: Privat
Hannover. Neben seiner Arbeit als Arzt stemmt er ehrenamtlich 30 bis 35 Stunden in der Woche: Wjahat Ahmed Waraich ist Bezirksbürgermeister in Bothfeld-Vahrenheide und das seit etwa einem Jahr. Da er selbst in den Stadtteilen Sahlkamp und Vahrenheide aufgewachsen ist, kennt er die Sorgen und Ängste der ärmeren Bevölkerung. Auch deshalb will er als Bürgermeister ein Ansprechpartner für alle Menschen vor Ort sein und soziale Ungerechtigkeit abbauen.
„Wir haben es mit den Ärmsten, aber auch mit den Reichsten der Landeshauptstadt zu tun“, beschreibt Waraich seinen Bezirk. In Bothfeld-Vahrenheide lebten etwas über 50.000 Menschen, je nach Stadtteil unter sehr verschiedenen sozialen Umständen. Gerade unter Kollegen sei er deshalb auf Unverständnis gestoßen, warum er ausgerechnet im Sahlkamp wohne, einem Stadtteil mit 60 bis 70 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund und vielen Sozialhilfeempfängern, sagt Waraich. Dieses Bild versuche er als Bezirksbürgermeister gerade zu rücken.
In einfachen Verhältnissen aufgewachsen
„Man würde es nicht durchhalten, wenn man keine Leidenschaft dafür hätte“, antwortet Waraich auf die Frage, wie er das alles überhaupt schaffe: Vollzeitjob als Arzt, Ehrenamt in der Politik, Privatleben. Sein Tagesablauf sei streng durchgetaktet und ohne Opfer gehe es eben nicht, sagt der 35-Jährige.
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Den Blick nach vorn gerichtet: Bezirksbürgermeister Wjahat Ahmed Waraich.
© Quelle: Privat
Dass Waraich Herausforderungen liebt, zieht sich durch seine Biografie. Als Kind ist er mit vier Geschwistern in einfachen Verhältnissen groß geworden, sein Vater arbeitete unter anderem als Torfstecher und schließlich als Zeitungspacker für die Verlagsgesellschaft Madsack. Seine Mutter ist Hausfrau. „Ich habe diesen sozialen Aufstieg durch Bildung selbst erlebt. Das ist auch meine Hoffnung, dass ich Menschen Mut machen kann, trotz schwieriger Rahmenbedingungen nicht den Kopf hängen zu lassen“, sagt er.
Studiert und promoviert hat Waraich in Frankfurt am Main und Heidelberg. Danach zog es ihn in seine alte Heimat zurück, wofür er sogar die Möglichkeit auf eine Postdoc-Stelle an der renommierten Harvard Universität ausschlug. Die Nähe zu seiner Familie war ihm wichtiger.
Kümmerer für die Menschen des Bezirks
Mit dem Ziel, sich für die Menschen vor Ort einzusetzen, übt Waraich auch sein Amt als Bezirksbürgermeister aus. Dabei sind ihm die starken sozialen Unterschiede in seinem Stadtbezirk durchaus bewusst. Während in Isernhagen-Süd teure Einfamilienhäuser stehen, kämpfen die Menschen im Sahlkamp und in Vahrenheide mit Kinderarmut und Erwerbslosigkeit. „Man hat eigentlich alle Herausforderungen einer Großstadt im Kleinen hier“, sagt der Mediziner. Dennoch sei es ihm wichtig, alle Anliegen ernst zu nehmen. Seien es die einer alleinerziehenden Mutter, eines Gewerbetreibenden, einer Handwerkerin oder eines Akademikers.
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Bezirksbürgermeister Wjahat Waraich enthüllt das Straßenschild „Laher Kamp": Vorher war die namenlose Stichstraße nur unter Spitznamen bekannt gewesen.
© Quelle: Katrin Kutter
Einsatz für Gesundheit und bessere Infrastruktur
Er verstehe sich „als Kümmerer des Bezirks“, sagt Waraich. Ein besonderes Anliegen ist es ihm aber, die Ärmsten der Bevölkerung nicht im Stich zu lassen. Denn die seien von den aktuellen Krisen besonders stark betroffen, egal, ob Corona, Ukraine-Krieg, Inflation oder Energiepreise.
Deshalb setzt er sich zum Beispiel für die Einführung eines Gesundheitskiosks in Sahlkamp und Vahrenheide ein. In einem solchen Zentrum könnten Anwohnerinnen und Anwohner ohne Hausarzt oder mit Sprachbarrieren niedrigschwellig Check-Ups durchführen lassen. Waraich beruft sich dabei auf die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, insgesamt 1000 dieser Kioske in ganz Deutschland einzurichten. Er will, dass sein Stadtteil der erste in Hannover mit einem solchen Kiosk wird.
Doch auch für andere Projekte macht er sich stark, damit sie noch während seiner Amtszeit umgesetzt werden. Darunter befinden sich der Ausbau der Hochbahnsteige in Bothfeld, der Neubau der IGS Bothfeld und die Grundsteinlegung für die Siedlung "Wohnen am Kastanienpark" auf dem ehemaligen Gelände der Freiherr-von-Fritsch-Kaserne im Sahlkamp.
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Der neue Hochbahnsteig wird feierlich eingeweiht: Mit Regionspräsident Steffen Krach, Stadtbaurat Thomas Vielhaber, Christian Wske (infra), Bezirksbürgermeister Dr. Wjahat Waraich, Denise Hain (uestra) und Thomas Klapprath.
© Quelle: Katrin Kutter
Bezirksräte als wichtige demokratische Säule
Worüber sich Waraich besonders sorgt, ist das sinkende Vertrauen der Menschen in die Politik. Seiner Meinung nach zeigt sich das unter anderem an der eher geringen Wahlbeteiligung von etwa 60 Prozent bei der jüngsten Landtagswahl, er höre es aber auch immer wieder im persönlichen Gespräch.
Gerade deshalb betont er, wie wichtig die Bezirksräte und -bürgermeister seien, um den Draht zu den Menschen vor Ort nicht zu verlieren: „Viele der Dinge, die die Bezirksräte aufgreifen, würde der Rat der Landeshauptstadt niemals thematisieren.“
Gemeinsam mit allen anderen Bezirksbürgermeisterinnen und -meistern setzt er sich daher gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Stadtverwaltung ein, die die Bezirksräte und die damit verbundenen Ämter drastisch kürzen will. Der geballte Widerstand könnte Erfolg haben. Waraich geht es darum, dass ehrenamtliche Politiker Anerkennung für ihre Leistungen für die einzelnen Stadtteile erhalten.
Von Elisa Buhrke