Dealer, Junkies und Ruhestörung: Bezirksrat Nord lehnt Beleuchtung für Spielplätze ab
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Anwohner des Spielplatzes am Horst-Fitjer-Weg beklagen Probleme mit Dealern.
© Quelle: Irvin Villegas
Nordstadt/Vinnhorst. Hilft Licht gegen Dealer und Ruhestörung? Ein Vorstoß der CDU, zwei Spielplätze deshalb mit Lampen auszustatten, fand im Bezirksrat Nord keine Mehrheit. „Es ist erwiesen, dass Beleuchtung Leute davon abhält, sich dort aufzuhalten“, argumentiert CDU-Fraktionschefin Angelika Jagemann. Auf dem Spielplatz am Horst-Fitjer-Weg gibt es seit Längerem Probleme mit Dealern und Drogenabhängigen. Die Stadtverwaltung hatte deshalb nach Beschwerden von Anwohnern und Diskussionen im Bezirksrat Sitzflächen abgebaut. Eine Verbesserung der Situation sei jedoch nicht erkennbar, kritisiert Jagemann. Liegen gelassenes Spritzbesteck gefährde weiter die Kinder.
Schrecken Laternen Dealer ab?
Die CDU-Fraktion wollte außerdem den Spielplatz im Volkspark Vinnhorst mit Laternen bestücken lassen. Dort sollen Jugendliche abends regelmäßig feiern und Grillfeten veranstalten. Es bleibe viel Müll zurück, darunter auch Alkoholflaschen mit Resten. Das gefährde Kinder auf dem Spielplatz ebenso, sagt die CDU-Fraktionschefin.
Von der abschreckenden Wirkung einer Beleuchtung sind viele Politiker jedoch nicht überzeugt. „Ich halte davon gar nichts und sehe eher die Gefahr, dass der umgekehrte Effekt eintritt“, erklärt SPD-Fraktionschef Robert Nicholls. Laternen führten dazu, dass manche Personen sich geradezu eingeladen fühlten. „Mit einer Beleuchtung verstärken wir eher das, was wir verhindern wollen“, sagt auch Grünen-Fraktionschef Stefan Winter. Bezirksbürgermeisterin Edeltraut Geschke berichtet aus einem Gesprächskreis mit der Polizei zur Sicherheit im Bezirk, dass Lampen dort mit ähnlichen Argumenten nicht befürwortet werden.
Politiker fordern Zaun zum Schutz der Kinder
Winter erinnert daran, dass der Bezirksrat Mitte 2017 einstimmig von der Stadt eine Umzäunung des Spielplatzes am Horst-Fitjer-Weg gefordert hatte. Die Verwaltung lehnte dies jedoch grundsätzlich ab. Stattdessen ließ die Stadt nur die hölzernen Sitzauflagen auf der kleinen Mauer rund um den Spielplatz entfernen. Die Polizeiinspektion Ost unterstützt die Forderung des Bezirksrats nach einem Zaun. Zuletzt war das Problem Mitte 2018 öffentlich Thema bei einer Diskussion über Drogenkriminalität im Stadtbezirk Nord.
Der Antrag der CDU wurde mehrheitlich mit den Stimmen von SPD und Grünen abgelehnt. Die Linke enthielt sich, neben der CDU stimmten FDP und Piraten dafür.
Kommentar: Neue Ideen gefragt
Manche Probleme erweisen sich als überaus hartnäckig. Bisher haben weder Stadt noch Polizei eine gute Idee entwickelt, wie sich Dealer und Abhängige von Kinderspielplätzen fernhalten lassen. Für den Spielplatz am Horst-Fitjer-Weg hatte ein großes Bündnis aus Anliegern, Eltern und Politikern im Bezirksrat Nord einen Zaun gefordert. Auch die Polizei vor Ort unterstützt diesen Vorschlag. Der Stadtverwaltung passt die Vorstellung nicht, quasi Kinder zu ihrem Schutz einzuzäunen. Sie lehnt das kategorisch ab. Die Haltung ist im Prinzip gut nachvollziehbar. Doch dann müsste der städtische Ordnungsdienst zu den kritischen Zeiten vor Ort sein und unbefugte Erwachsene vom Spielplatz verweisen. Es dürfte dann auch nicht mehr einfach Eltern oder Nachbarn überlassen bleiben, gebrauchte Spritzen aus dem Gebüsch zu räumen. Bisher hat die Stadt Sitzflächen abmontiert, um den Aufenthalt am Spielplatz unattraktiver zu machen. Das stört vor allem Eltern und Kinder, weniger die Dealer und Drogenabhängigen. Von Polizei und Stadt sind neue Ideen gefragt.
Von Bärbel Hilbig