Der große Eiscafé-Test für Hannover
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NWHXUWW7B7NUM5TYNMCNYGSUG4.jpg)
Die HAZ hat für sie Eiscafés in Hannover getestet.
© Quelle: Tobias Kleinschmidt
Hannover. Ein Eiscafé ist Leidenschaft. Ohne sie geht es nicht, und wer eins aufmachen will, muss sie mitbringen. Und er muss sich über manches Gedanken machen. Natürlich muss das Eis schmecken, das ist klar. Und wie man das hinbekommt, ist natürlich stets und immer ein Geheimnis. Mario Graser vom Eiscafé „La Crema“ an der Lister Meile zum Beispiel bietet 50 Sorten an, darunter gesalzene Erdnuss und Pinienkern mit Birne. Ob das schmeckt? Muss jeder selbst entscheiden. Wir fanden: Na klar. William Olivotti wiederum ließ sich von seinem Sohn Daniel beraten, als er ein neues Café in Kleefeld eröffnete. Frozen Yoghurt müsse heutzutage sein, sagte der Junior, und nun gibt es das im „Olivotti“ in Kleefeld. Dazu hat der Chef venezianische Kronleuchter in sein Lokal gehängt, und fertig ist das ganz spezielle Flair.
Wir sind für Sie, und ein ganz kleines bisschen auf für uns, in hannoverschen Eisdielen unterwegs gewesen und haben mal probiert. Wie Weiße-Schokolade-Eis schmeckt, wie gut man sitzen und wie nett man mit den Meistern des Eismachens plaudern kann. Und sie haben uns erzählt, warum sie ihr Geschäft so betreiben, wie sie es tun, welche Eissorte die Welt unbedingt noch gebraucht hat und warum man ihr Eis unbedingt mal kosten sollte. Hinterher waren wir so frei, Schulnoten in Form von Sternchen zu vergeben – natürlich alles ganz subjektiv. Denn am Ende zählt natürlich: Über Geschmack kann man nicht streiten. Das gilt für Eis, das gilt für Inneneinrichtungen und für Stadtteile. Immer aber galt bei unserem Eistest: Hannovers Eiscremematadoren sind herzliche Leute mit dem Herzen auf dem rechten Fleck – und einem der schönsten Berufe der Welt.
Der Eis-Test
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2PXXMLNVGEMBASVNFA2XV24HRA.jpg)
Sehen und schmecken: "La Crema", Oststadt
Das Auge isst mit. Das gilt bei Mario Grasers "La Crema" an der Ecke von Lister Meile und Celler Straße nicht nur für die Gestaltung der Eisbecher, die es auf stolze 100 Varianten bringen. Der gebürtiger Sizilianer hat auch sein vor fünf Jahren eröffnetes Eiscafé mit Gespür für Trends eingerichtet. Loungemöbel, Farbkontraste zwischen dunklem Braun und Maigrün und Designerlampen schaffen eine schicke, aber nicht ungemütliche Atmosphäre. 60 Sitzplätze gibt es drinnen, 100 draußen. Was die Einrichtung verspricht, hält der Inhalt der Eistheke. Hier wie dort ist der hohe Anspruch spürbar. Graser gerät ins Schwärmen, wenn er von der Auswahl der Zutaten und der Eisherstellung berichtet: "Alles immer frisch eingekauft und mit viel Zeit zubereitet." Auch bei den Eissorten geht der 35-Jährige in die Vollen: 50 Geschmacksrichtungen hat er stets im Angebot. Vor allem unter den Neuheiten sind echte Exoten wie gesalzene Erdnuss, die afrikanische Frucht Marula, Pinienkerne mit Birne und sogar Tomate-Basilikum. Die Geschmacksexperimente gehen stets auf. Die Zutaten sind harmonisch abgestimmt und tatsächlich jeweils herauszuschmecken. Das spricht für ehrliche Arbeit. Manchmal fehlt allerdings die letzte kleine Rundung auf der Zunge.
Adresse: Lister Meile 52
Telefon: (0152) 58 53 96 33
Eisgeschmack: ****
Eisauswahl: *****
Ambiente: *****
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5WQ4ZEFDDHCKDLEN2CT7A632XY.jpg)
Klein, aber fein: "Olivotti", Kleefeld
Eines vorweg: Nicht ihm, sondern seinem Sohn Daniel, sagt William Olivotti, sei das Konzept seines Eiscafés am Kantplatz in Kleefeld zu verdanken. "Er hat mich beraten. Es ist gut, auf die jungen Leute zu hören", meint der 54-Jährige, der in Kirchrode schon seit vielen Jahren ein Eislokal betreibt. So hat Daniel seinem Papa zum Beispiel dazu geraten, im "Olivotti" auch die trendige Leckerei Frozen Yoghurt anzubieten – die sich sogleich als Renner erwiesen hat. Auch für das Ambiente ist der Junior verantwortlich. Modern und ein wenig extravagant gestaltet ist das kleine Lokal, das erst vor einem Jahr eröffnet hat. Zwei riesige verspielte venezianische Glasleuchter bilden einen interessanten Kontrast zu den klaren, kühlen Linien des Mobiliars in den Farben Grün, Weiß und Braun. Schwarze Glaselemente in den Wänden, die beschriftet werden können, ersetzen die altgedienten Schiefertafeln. 20 Eissorten hat das "Olivotti" im Angebot, weitere kommen im Lauf der Saison noch hinzu. Neuheiten sind etwa Joghurt-Holunder und Blockschokolade, bei den Klassikern gehen Joghurt pur und Himbeer am besten. Das Eis ist cremig, aromaintensiv und schmeckt kein Stück nach künstlichen Aromen. Da nimmt man es gern in Kauf, dass niemand an den Tisch kommt – es gilt grundsätzlich Selbstbedienung am Tresen. Nur zwölf Plätze drinnen und 20 draußen gibt es. Klein, aber fein eben.
Adresse: Kantplatz 5
Telefon: (0511) 52 01 76
Eisgeschmack: *****
Eisauswahl: ***
Ambiente: ****
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/UOFH2H5TMN2KZKNGYRCSJA2XS4.jpg)
Der Beste: "Soravia", Kirchrode
Diese Eisdiele gehört zu Kirchrode wie der Tiergarten: Seit 55 Jahren betreibt die Familie Olivotti das Eiscafé Soravia. Generationen von Kirchrödern pilgern seitdem regelmäßig zu ihrer Eisdiele, vor der im Sommer die Warteschlange bis weit auf den Bürgersteig reicht. Und auch außerhalb von Kirchrode hat sich herumgesprochen, dass es dort mit das beste Eis Hannovers geben soll. 28 Eissorten hält der Tresen bereit, neu in diesem Jahr sind Joghurt-Mohn und Limette. Überraschend dabei: Es handelt sich bei dem Limetteneis keineswegs um ein Sorbet, sondern um ein cremiges, sahniges Eis. Es ist erfrischend fruchtig und keineswegs so sauer, dass man das Gesicht verziehen müsste, wenn die Limette auf die Geschmacksnerven trifft. Sogar Kinder finden Geschmack an dem Limetteneis. Erwachsene werden auch Gefallen an der neuen Sorte Joghurt-Mohn finden. "Kirchrode mag am liebsten Joghurt-Eis", weiß Daniel Olivotti, der Sohn von Besitzer William Olivotti. Seit anderthalb Jahren gibt es zudem noch eine Neuerung: Man muss jetzt nicht mehr unbedingt um einen der Tische auf dem Bürgersteig vor dem Eiscafé kämpfen. Wer durch das Café hindurchgeht, kann auf der neuen Terrasse hinter dem Haus an einem der 14 Tische Platz nehmen.
Adresse: Tiergartenstraße 126
Telefon: (0511) 52 01 76
Eisgeschmack: *****
Eisauswahl: ***
Ambiente: ****
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5LNKTGGCGHUFABPDC6V2SP2MK4.jpg)
Die Kette: "Eis 2000" auf der Hildesheimer Straße
Südstädter lieben es: Das Angebot ihrer Eis-2000-Filiale. Obwohl die Eisdiele zu einer Kette gehört, hat sie durchaus familiäres Flair – was auch sicherlich daran liegt, dass Familie Bertanzetti seit 20 Jahren an der Hildesheimer Straße für das Eis zuständig ist. Kaum zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen, sitzen die ersten Gäste aus der Nachbarschaft auf den Stühlen vor dem Café und stören sich auch nicht an dem Lärm der Hildesheimer Straße oder dem eher schmucklosen Ausblick auf fahrende und parkende Autos. In diesem Jahr können sich auch Menschen, die sich vegan ernähren, also alle tierischen Produkte wie Milch oder auch Sahne und Eier meiden, auf die Eissaison freuen. Familie Bertanzetti hat ganz neu vegane Sorten ins Programm aufgenommen, die mit grünen Kleeblättern gekennzeichnet sind. Dazu gehören beispielsweise Schokoladen- und Rhabarbereis. Das Rhabarbereis weist allerdings nur im Abgang einen Hauch der säuerlichen Stangenfrucht auf, ansonsten schmeckt es aber wunderbar cremig und süß. Statt Milch oder Sahne beinhalten diese Sorten Olivenöl, das aber gar nicht herauszuschmecken ist. "Die Rezeptur ist ein Geheimnis", erklärt Birgit Bertanzetti lächelnd. Macht nichts. Hauptsache ist: schmeckt gut!
Adresse: Hildesheimerstraße 77
Eisgeschmack: ***
Eisauswahl: ***
Ambiente: ***
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/CTOCWOPLFVF37THOAN2E5P5EI4.jpg)
Mit Großstadtflair: "Da Beppo", Linden-Nord
Großstadtambiente in der Limmerstraße: Am Eiscafé "Da Beppo" in Linden-Nord geht es laut zu. Während draußen die Straßenbahn vorbeirauscht, spiegelt sich der großstädtische Eindruck auch im Inneren des Cafés wider. Hinter dem Tresen an der Wand stehen die Namen bekannter und großer Städte. Die Palette reicht von Shanghai bis New York. Seit 2004 gibt es die Eisdiele in der belebten Limmerstraße nun schon und noch immer wirkt sie frisch und modern. Fast 100 Gäste können drinnen und draußen ihr Eis genießen und zwischen 28 verschiedene Eissorten und zahlreichen großen und kleinen Eisbechern auswählen. Highlight ist das neue Spongebob-Eis. "Es schmeckt durch seine Mischung aus Mango und Banane sehr exotisch – und ist nicht nur etwas für Kinder", sagt Cristina Santos, Inhaberin des Eiscafés. Ihre Cousine fing an, den Familienbetrieb zu etablieren. So existieren schon "Da Beppo"-Eisdielen in Oberhausen, im rheinland-pfälzischen Wittlich und in Weissenthurm nahe Koblenz. Santos konnte sich aber auch in Hannover vergrößern. Einen kleinen "Da Beppo"-Eiskiosk finden Besucher auch in der Deisterstraße in Linden-Süd. Allerdings können sie sich dort ihr Eis nur im Stehen schmecken lassen. Trotzdem: Wer es gerne laut, bunt und gut mag – der ist bei "Da Beppo" genau richtig.
Adresse: Limmerstraße 30
Telefon: (0511) 45 46 48
Eisgeschmack: ****
Eisauswahl: ***
Ambiente: ***
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/W6KEXBDFZGXV7YPUM25OWXQLIE.jpg)
Die Bio-Eismanufaktur: "Frioli", Linden-Mitte
Exotik pur im Herzen von Linden-Mitte: Buttermilch-Holunder-, Pinenkern- oder weißes Schokoladeneis. "Frioli – Die Eismanufaktur" am Lindener Marktplatz lässt keine Eissorte aus. Vor allem Menschen, die auf Bio setzen sowie Allergiker und Veganer können dort auf ihre Kosten kommen. Die meisten Eissorten werden aus Biomilchprodukten, Biofrüchten und rein pflanzlichen Mitteln hergestellt. "Es ist aber nicht alles 100 Prozent Bio. Ich nehme auch normalen Zucker", sagt Inhaberin Tanja Metz. Die 41-Jährige liebt es, zu experimentieren und neue Sorten zu kreieren. So zählt die Eisdiele insgesamt 80 unterschiedliche Sorten, deren Vielfalt nicht bunter sein könnte. "Im Winter hatten wir Granatapfeleis, zur Orangensaison habe ich mallorquinische Orangen gepresst und daraus Eis gemacht", sagt sie. In dieser Saison steht ihr Milchreiseis ganz oben auf der Beliebtheitsskala und ist inzwischen nicht mehr aus dem Eisfach wegzudenken. Auch ihr Fruchteis überzeugt mit frischen Früchten. Es schmeckt vor allem süß und saftig. "Frioli" hat etwa 32 Sitzplätze drinnen und 16 Plätze draußen. Das Eiscafé machte schon vor seiner Eröffnung Schlagzeilen, weil Unbekannte, die sich "Schmuddellindener" nennen, die Scheiben eingeworfen hatten. Mittlerweile ist "Frioli" zu einer Institution im Stadtteil geworden. Manchmal kommen die Gäste sogar schon vor Ladenöffnung, um ein Eis zu kaufen.
Adresse: Stephanusstraße 8
Telefon: (0511) 79 09 66 08
Eisgeschmack: *****
Eisauswahl: *****
Ambiente: ****
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/QJEXMIAUE3P3P6NLAJZWPSULV4.jpg)
Unter freiem Himmel: "Cortina", Oberricklingen
Wer einen Ort sucht, um einen herrlichen Sonnentag unter freiem Himmel zu genießen, der ist in der Wallensteinstraße in Oberricklingen richtig. Das eher unauffällige Eiscafé "Cortina" besticht durch den altmodischen Charme des kleinen Häuschens – Kunden dürfen sich für kurze Zeit wieder in die 80er Jahre versetzt fühlen. Hier kann man mit kindlicher Freude ans offene Fenster treten, ein Eis auf die Hand oder einen Eisbecher bestellen und die Leckerei selbst zum Tisch tragen. Diese Unkompliziertheit wirkt charmant. Speziell ist dabei vor allem die Sitzanlage. Rund zehn Tische finden draußen ihren Platz. Daher ist die kleine Eisdiele auch nur saisonbedingt von März bis Oktober geöffnet. Wenn es regnet oder die Sonne doch zu sehr stört, fährt einer der beiden Mitarbeiter oder Chef Pietro Miotti selbst die große Markise aus. Trotz ihrer Schlichtheit hat die Eisbude ein großes Sortiment mit insgesamt 26 Eissorten und rund 25 Eisbechern zu bieten. Neu im Eisfach ist dieses Jahr die Sorte Karamel. Eine Kugel gibt es schon für 80 Cent – ein faires Angebot des kleinen Eishäuschens. So günstig bekommt man heutzutage nur selten ein Eis. Die günstige Verkehrslage mit der Stadtbahnlinie 3 und 7 ist nur ein weiterer Grund, warum es schwerfällt fernzubleiben.
Adresse: Wallensteinstraße 8
Eisgeschmack: ***
Eisauswahl: ***
Ambiente: **
_______________________________________________________
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6DPCAJJ2HFBBPDME3KVMCNVOZE.jpg)
Blick auf die Christuskirche: "San Remo", Nordstadt
Der Ausblick ist schon mal sehr schön. Wer im Eiscafé "San Remo" in der Nordstadt sitzt, schaut genau auf die Christuskirche. Ein bisschen Verkehrsrauschen muss der Gast zwar ertragen können, wenn er auf einem der 100 Plätze vor der Tür des Cafés am Engelbosteler Damm sitzt. Aber stille Lokalitäten sind nunmal rar in einer Stadt wie Hannover. Und wen es doch stört, kann Platz auf einem der 30 Stühle im Innenraum nehmen.
Aber es geht ja nicht um Ruhe und Lärm, sondern um Eis – und das schmeckt: 24 Sorten Kugeleis bietet Eigentümer Georg Kourdis an. Darunter sind auch besondere Geschmacksrichtungen wie Zabaione mit Schokostücken, das sehr fruchtige Quark-Orange oder die beiden Lizenzmarken Milka-Eis und Oreo-Eis. Dazu kommen Klassiker wie Himbeere und Nuss sowie zahlreiche Eisbecher und andere Spezialitäten.
Kourdis betreibt den Eisladen am E-Damm seit einem Jahr. Davor hat er sein Geschäft zehn Jahre lang in Ahlem betrieben. "Wir mussten dann leider raus aus dem Gebäude", sagt er. Doch er fühle sich auch in der Nordstadt wohl. Geöffnet hat sein Geschäft in den Sommermonaten von 9 Uhr bis open End. "Die Gäste sitzen hier zum Teil ziemlich lange, wenn es warm ist." Man kann sich aber getrost zu jeder Uhrzeit im "San Remo" aufhalten. Morgens gibt es Frühstück, nachmittags Eis und abends Bier und Wein.
Adresse: Gustav-Adolf-Straße 2
Telefon: 0177/7172788
Geschmack: ****
Auswahl: ****
Ambiente: ****
ste/hs/ver/fx
HAZ