Der Kiosk wird zum Kunstobjekt
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Sie bringen Kioskkunst in die Stadt: Katharina Rünger (li.) vom Historischen Museum, die Künstlerinnen Anna Morawek und Laura Kettler und der Direktor der Museen für Kulturgeschichte in Hannover, Thomas Schwark.
© Quelle: Foto: Katrin Kutter
Hannover. Wie nähert man sich künstlerisch der hannoverschen Kioskkultur an? Stellt man einen Kiosk im Museum aus? In einer Galerie? Diesen Fragen stellten sich die Künstlerinnen Anna Morawek und Laura Kettler immer wieder während ihres Studiums. „Ich habe für meine Bachelorarbeit eine Kioskausstellung entwickelt und dafür mit etlichen Kioskbesitzern gesprochen. Ich wollte eine Ausstellung schaffen, die für jeden zugänglich ist – wie ein Kiosk“, sagt Morawek. Also recherchierte sie zur Kioskdichte in Hannover, sammelte Aufzeichnungen über Sitzmöbel vor den kleinen Verkaufsbuden und fragte immer wieder nach Motivation und Antrieb, soziale Bedeutung für die Nachbarschaft, nach Kioskgeschichten. „Hannovers Stadtteile haben fast alle einen eigenen Charakter, der von den Kiosken aufgenommen und geprägt wird“, sagt Morawek. Viele Kioske haben einen Kultstatus entwickelt und sind wichtig für das soziale Miteinander. Ihre Ergebnisse trug Morawek 2017 auch bei einem HAZ-Forum zur hannoverschen Kioskkultur vor und knüpfte Kontakte mit den Betreibern des Historischen Museums. „Die Ideen für die Ausstellung waren eigentlich zu gut, als dass man sie nur zwischen zwei Buchdeckeln ablegt“, sagt Katharina Rünger vom Museum. Also halfen Museum, Kulturbüro und Kommilitonin Laura Kettler bei der Umsetzung des Konzepts, die Brauerei Herrenhäuser bei Finanzierungsfragen.
Beim HAZ-Forum entstand auch die Idee des Kiosktages, der nun am 28. Juli von der HAZ und dem Kulturbüro durchgeführt wird. Dann präsentieren Anna Morawek und Laura Kettler eine Installation mit dem Titel „Kioskkult(ur)“ auf dem Küchengartenplatz und an der Lutherkirche. Zu sehr ins Detail wollen die Künstlerinnen noch nicht gehen. „Nur so viel, auf dem Küchengartenplatz werden Kioske aus zehn Stadtteilen zusammenkommen – fast 200 Kioske“, sagt Morawek. Durch eine räumliche Intervention spüren Besucher die Dichte der Kioske im Stadtbild. „Man wird von Kiosken umgeben sein“, sagt Kettler. An der Lutherkirche geht es eher um den Kiosk und dessen Wahrnehmung als zweites Wohnzimmer. „Wir möchten zeigen, dass es nicht nur um den reinen Verkauf von Waren geht. Kioske sind Treffpunkte in der Nachbarschaft“, sagt Morawek. „Es sind Orte der Kommunikation mit Persönlichkeiten hinter dem Verkaufstresen“, sagt Kettler. Die Installationen werden am Sonnabend, 28. Juli, von 12 Uhr an zu sehen sein. Sie sind bis Sonntag, 28. Juli, um 18 Uhr, begehbar und kostenlos –wie Hannovers Kioske.
Das ist der Kiosktag am 28. Juli
Am Sonnabend, 28. Juli, wird die hannoversche Kioskkultur mit dem ersten Kiosktagausgiebig gefeiert. Die HAZ-Redaktion und das Kulturbüro der Stadt möchten die typischen Treffpunkte in der Nachbarschaft und deren kleinteilige Einzelhandelstrukturen stärken – und so den Kiosk zum schillernden Mittelpunkt des Geschehens machen. Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Verkostungen in diversen Kiosken sind in Planung. So laden Jan Fischer und Martin Spieß zur Lesung in die ProBierBude an der Limmerstraße 105 ein. Das Apollo-Kino und das Kino Lodderbast zeigen zum Thema passende Filme wie „Neben den Gleisen“. Das Kulturzentrum Faust hat eine Kulturkiosk-Bühne beim Slam-City-Festival angekündigt. Und auch das Kulturhauptstadtbüro wird einen Kiosk künstlerisch gestalten. Weitere Kioskbetreiber und Künstler sind aufgerufen, sich an dem Kiosktag zu beteiligen und Ideen einzubringen. Ob Brettspielabende, Chorauftritte, Single-Partys, Hannover-96-Fantreffen oder Mini-Flohmärkte – die Kioske sollen zu Bühnen für die unterschiedlichsten Ideen ihrer Nutzer werden. Die HAZ hilft gern bei der Koordination nach einer E-Mail an jan.sedelies@haz.de und stellt im Vorfeld die Aktionen vor.
Von Jan Sedelies
HAZ