Der letzte Spielzeugladen schließt
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Nur noch bis Ende des Jahres geöffnet: idee+spiel in der Grupenstraße.
© Quelle: Michael Thomas
Hannover. Der 63-Jährige begründet die Schließung mit zurückgehenden Umsätzen. „Es ist besser, aufzuhören, bevor wir rote Zahlen schreiben“, sagt Lehmann. Nach Ansicht des Kaufmanns leidet sein Geschäft vor allem, weil immer mehr Kunden ihre Spielwaren im Internet einkaufen. „Das bekommen wir seit zwei bis drei Jahren immer stärker zu spüren“, sagt Lehmann. Betroffen von der Schließung sind fünf festangestellte Mitarbeiter sowie etliche Minijobber.
Lehmann hatte sein Geschäft im Jahr 1999 an einem traditionellen Spielwarenstandort eröffnet. Bis zum Jahr 1990 hatte dort das Traditionsunternehmen Spielwaren-Wettig Puppen und Lego angeboten, anschließend übernahm die Spielwaren-Handelskette Vedes den Standort in der Grupenstraße. Ein Jahr vor der Expo eröffnete dort dann Lehmann seinen Spielzeugladen, wo es auf drei verschachtelten Etagen von der Wasserpistole für 1,50 Euro bis zur teuren Käthe-Kruse-Puppe das ganze Spielzeugsortiment zu kaufen gibt – noch.
Nach der Geschäftseröffnung gelang es Lehmann, den Standort Grupenstraße zur Spielzeugmeile aufzuwerten. Zunächst richtete er einen kleinen Spielplatz vor seinem Geschäft ein, auf dem Kinder etwa Plastikenten angeln oder mit Booten spielen können. Mit Unterstützung der Stadt wurden nach langem Ringen schließlich auch festinstallierte Spielgeräte in der Straße eingebaut. „Seitdem kam auch mehr Laufkundschaft“, sagt Lehmann.
Allerdings habe ihm die Eröffnung der Ernst-August-Galerie geschadet, obwohl es dort gar keinen Spielzeugladen mehr gibt. „Wer von außerhalb nach Hannover kommt, schafft es höchstens noch bis zum Platz der Weltausstellung“, kritisiert Lehmann. Alles konzentriere sich auf das Areal rund um Bahnhof und Kröpcke, Laufkundschaft verirre sich kaum noch in die Grupenstraße.
Lehman beklagte sich gestern auch über fehlendes Interesse der hannoverschen Kindergärten, beim Händler vor Ort einzukaufen: „Das Geld, das Kindergärten zur Verfügung haben, landet nicht in Hannover – das kann ich nicht verstehen.“ idee+spiel habe Kindergärten sogar angeboten, Internetpreise zu unterbieten – ohne Erfolg.
Bundesweit bekannt geworden ist der Spielwarenladen zuletzt durch seine Männerabende. Dort können Männer Spiele wie Autorennen oder Krökeln ausprobieren und sich so für einen Abend in ihre Kinder- und Jugendzeit zurückversetzen. Diese Männerabende und zum Beispiel Kindergeburtstage will Lehmann in den leeren Geschäftsräumen zunächst fortsetzen. Der Vermieter der Geschäftsräume will das Haus nicht weitervermieten, sondern verkaufen.
Bis es so weit ist, plant Lehmann zunächst einen großen Ausverkauf. Der soll schon zum Weihnachtsgeschäft im November beginnen, kündigte der Kaufmann am Mittwoch an.
HAZ