Wettbewerb

Der seltsame Sieger der Deutschen Quizmeisterschaften

Konzentriert gehen die Teilnehmer die Fragen bei den Quizmeisterschaften an.

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Hannover. Wer ist der beste Quizzer Deutschlands? Breites Allgemeinwissen war bei den Deutschen Quizmeisterschaften gefragt, die am Wochenende in Hannover ausgetragen wurden.

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Dass das so war, passte gut – denn Hannover hat schon länger den Ruf einer deutschen Quiz-Hochburg. Seit 2010 der Lindener Cafébetreiber Ralf Schnoor bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ die Million gewann, räumten immer wieder Spieler aus der Landeshauptstadt hohe Gewinne bei Fernseh-Quizsendungen ab. 2013 etwa war der Südstädter Thorsten Zirkel bei Johannes B. Kerner in dessen Sendung „Der Quiz-Champion“ erfolgreich und auf einen Schlag um eine halbe Million Euro reicher. Zirkel ist Mitglied des Deutschen Quizvereins und war deshalb von einer Castingagentur zu der Show eingeladen worden. Auch an diesem Pfingstwochenende in seiner Heimatstadt zeigt Zirkel sich gut in Form und wird Dritter in der Einzelwertung.

40 Minuten für 60 Fragen

Die rund 150 Teilnehmer sitzen sich im Atrium des Designcenters der Hochschule Hannover an langen Tischen gegenüber, die Köpfe gebeugt, und brüten über den Fragen. Jeweils 40 Minuten haben sie Zeit, die 60 Fragen aus drei Gebieten zu beantworten. Anstatt vorgegebene Fragen zum Aussuchen wie in vielen Fernsehshows, müssen die Teilnehmer im Designcenter selbst Antworten aufschreiben. Dann werden die Bögen mit dem Nachbarn getauscht und ausgewertet. Gleichzeitig wird quer über den Erdball die Weltmeisterschaft ausgespielt – auch von Hannover aus. Dabei landet am Ende jedoch kein Deutscher auf einem der ersten Plätze.

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Mit dabei bei der Deutschen Meisterschaft ist Sebastian Jacoby, eigentlich Controller bei Thyssen-Krupp. In der Quizszene ist der Mann aus Duisburg seit seinem Sieg bei der ZDF-Show „Super-Champion“ 2012 so etwas wie ein Mega-Star. Als „Jäger“ in der ARD-Show „Gefragt – Gejagt“ lässt er den Kandidaten kaum eine Chance, in Hannover wird er Fünfter. Was braucht ein Quizspieler? „Neugier“, sagt der Vater eines gerade 20 Monate alten Sohnes. „Mich haben schon immer viele Dinge fasziniert.“ Allerdings nicht so sehr, dass er sie in Tiefe wissenschaftlich erforschen wollte. Als Kind hat er Trivial Pursuit und „Spiel des Wissens“ gespielt, später dann Kneipenquiz: „Man muss immer auf dem Laufenden sein“, sagt der gebürtige Oberstdorfer, der 2008 auch Europameister im Curling war.

Ein seltsamer Sieger

Jacoby ist auskunftsfreudig – sein "Jäger"-Kollege und späterer Gesamtsieger Holger Waldenberger nicht. Bekannt wurde er einem größere Publikum in der NDR-Sendung "Gefragt – Gejagt". Zuletzt war er mit der Verunglimpfung von Journalisten und allerlei Verschwörungstheorien im Netz aufgefallen ("Ich distanziere mich von der Gehirnwäsche der öffentlich rechtlichen Sekte") und meidet den Kontakt zur Öffentlichkeit. "Ich bin liberal wie Friedrich von Hayek und glaube der Regierung und Mainstream-Journalisten gar nichts", heißt es etwa in seinem Twitter-Profil.

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Dem jüngsten Teilnehmer Laurentius Fritz, 14-jähriger Neuntklässler aus Berlin, sind solche Kapriolen egal. Vor zwei Jahren hat er erstmals bei den Berliner Quiz-Meisterschaften mitgemacht. Zum Quiz ist er eigentlich über die Schule gekommen: „Ein Lehrer hat uns am Schluss der Stunde immer noch ein paar Fragen gestellt, das fand ich gut.“ Er habe dann gesucht, wo Quizspiele angeboten werden, und sei fündig geworden.

„Bei uns wird aktives Wissen abgefragt“, sagt Vroni Kiefer vom Organisationsteam. Das Interesse wachse rapide, auch durch Shows wie „Gefragt – gejagt“. Im Vergleich zu 2016, als man sich im Vereinsheim von Hannover 96 traf, habe sich die Teilnehmerzahl verdoppelt, sagt Kiefer. „Bei der ersten Deutschen Meisterschaft 2006 waren wir nur zwei“, erinnert sich Sebastian Stoll aus Marburg. Neugier, Biss, ein breites Allgemeinwissen und die Lust, auch gegen sich selbst zu spielen, seien gute Voraussetzungen zum Quizzen, meint Mitorganisator Thorsten Zettel.

Am Ende jedes Wettbewerbs weiß man mehr

Man spielt einzeln, zu zweit, mit Buzzer oder nur mit Stift und Papier, national oder international. Am Sonnabend wird zeitgleich auch die Quiz-Weltmeisterschaft ausgetragen – mit 2500 Spielern in 45 Ländern. In Hannover raten 132 Spieler mit. „Am Ende jedes Wettbewerbs weiß man ein bisschen mehr“, sagt Astrid Spiegel aus Berlin. Die 54-Jährige, die eigentlich bei einem Krankenkassenverband arbeitet, findet es toll, beim Quiz Menschen kennenzulernen, die man anders nie getroffen hätte. Sie gehört zu den wenigen Frauen unter den Quizspielern. „Wahrscheinlich sind wir nicht so ehrgeizig wie Männer“, sagt sie.

Astrid Spiegel ist es egal, wie sie abschneidet. „Hauptsache, es macht Spaß.“ Das findet auch Silke Jung aus Freiburg, die einfach mal wissen wollte, wie sie so stehe in der Quizwelt mit ihrer Leistung in Hannover. Sie ist zufrieden: „Im Mittelfeld.“

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