Die tägliche Hannover-Glosse
So bemerkenswert kann das Leben in Hannover sein: In der täglichen Kult-Glosse „Lüttje Lage“ erzählen HAZ-Autoren von den skurrilen, absurden und lustigen Erlebnissen des Alltags. Heute: Der Karl und ich
Es tut jeder Ehe gut, wenn man seine Frau ab und an mit einer kleinen Aufmerksamkeit überrascht. Zum Beispiel zu Pfingsten. Aber auch jeder andere Tag ist möglich. Ich beschloss daher, mich neu einzukleiden. So würde meine Frau den Typ, der ihr morgens am Frühstückstisch immer gegenüber sitzt, in neuer Ausstattung sehen und sich freuen.
Ich fuhr also in die City in ein Modehaus, das ich aufgrund der Pandemie seit Ewigkeiten nicht mehr besucht hatte; grabbelte ein bisschen zwischen den Sachen auf Tischen und Ständern herum, war unentschlossen – aber dann peng. Ich stieß auf Karl Lagerfeld. Und war (man sagt das heute so) geflasht. Von Karl Lagerfeld – und von der großen Modewelt, mit Laufstegen, Blitzlichtern, mit Yves-Saint-Laurent und Claudia Schiffer. Ich träumte von ein bisschen Paris an unserem Frühstückstisch in Kleefeld. Was für eine schöne Überraschung für meine Frau. Ich war stolz auf mich.