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Mitte

Dreißig Jahre Regenwetter

Künstlerin Ulrike Enders erklärt, warum bei den Regenschirmfiguren vor dem Schuhhaus Gisy nun wieder das Wasser vom Schirm tropft.



Künstlerin Ulrike Enders erklärt, warum bei den Regenschirmfiguren vor dem Schuhhaus Gisy nun wieder das Wasser vom Schirm tropft.

Mitte. Über die Jahre haben sie einiges erdulden müssen. Ob sie wohl deshalb so griesgrämig schauen? Ihre Schöpferin Ulrike Enders hat zwar so manche Anekdote über die „Leute im Regen“, wie das Paar offiziell heißt, zu erzählen, versichert aber, dass die zwei einfach von Natur aus schlecht gelaunt sind.

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Zwei normale Menschen schwebten Enders vor, als sie die beiden Figuren 1983 schuf. Die Inhaber der umliegenden Kaufhäuser, unter anderem vom Schuhhaus Gisy und Kaufhaus Margis, hatten sie beauftragt, eine Skulptur für die Kreuzung Packhofstraße/Georgstraße zu entwerfen, damit der Platz nicht mehr wie ein Hinterhof wirkte. Weil das Leitungsnetz unter der Straße zu ausgeprägt war, musste Enders vom Ursprungsplan, einen Brunnen zu bauen, abrücken. „Es war schon schwer genug, diese Plätze für die beiden zu finden, an denen es auch Wasser gibt.“ So antwortet sie auch stets auf die vermeintliche Erinnerung, früher hätten die beiden doch näher beieinander gestanden. „Die haben sich noch nie vom Fleck bewegt.“

Einen ganz normalen Mann und eine ganz normale Frau sollen sie darstellen – sozusagen ein Denkmal für jedermann. Dass das Abbild nun nicht gerade Fröhlichkeit versprüht, hat Enders beabsichtigt: „Die Passanten sollen sich mit den Figuren identifizieren können. Traurige Menschen finden in ihnen Leidensgenossen, glückliche können den Gegensatz genießen.“ Um niemanden als Trauerkloß abzustempeln, entwarf Enders die beiden aus ihrer Fantasie. Doch so mancher Betrachter meint, in ihren Zügen Ähnlichkeiten mit lebenden Personen zu erkennen. „Ich hatte vor ein paar Jahren einen Briefwechsel mit einer Frau, die steif und fest behauptete, ich hätte ihre Mutter abgebildet“, sagt Enders.

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Die meisten Bummler jedoch achten gar nicht auf etwaige individuelle Züge, viele scheinen die beiden Figuren nicht einmal richtig wahrzunehmen: „Guck mal, der hat schon seinen Schirm aufgemacht, gleich fängt es an zu regnen“, ist ein Satz, den Enders schon häufig gehört hat. Nicht immer ganz genau schauen auch die Spediteure hin, die die Warenhäuser rundum beliefern. Zuletzt war die Dame von einem rangierenden LKW angefahren worden, glücklicherweise trug nur ihr Schirm ein paar Beulen davon. Doch bis zum Sommer war niemandem aufgefallen, dass vom Schirm des Herrn nur noch Tropfen perlten. Ein Frostschaden hatte im vorigen Winter die Wasserleitungen angegriffen. Nun hat die Stadt beide wieder reparieren lassen.

Isabel Christian

HAZ

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