Drohungen gegen Podiumsdiskussion bei der Region zum Thema Rechtsradikale im Stadion
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Soll am Freitag in Hannover über das Thema „Rassismus im Fußballstadion“ diskutieren: Ewald Lienen, der technische Direktor des FC St. Pauli.
© Quelle: Archiv
Hannover. Es sollte eine harmlose Podiumsdiskussion zum Thema „Was tun gegen Rechte im Stadion“ im Haus der Region werden. Doch jetzt ist die gemeinsame Veranstaltung des Bildungsvereins, der Stadt und der Region am Freitagabend zum Politikum geworden. Fußballchaoten hatten im Vorfeld damit gedroht, die Veranstaltung stören zu wollen. Sie wollten verhindern, dass auf dem Podium neben Ewald Lienen, dem früheren 96-Trainer und aktuellen technischen Direktor des FC St. Pauli, und Frank Schmidt vom Niedersächsischen Fußballverband auch Vertreter der linken Gruppierung „Hannover Rechtsaußen“ Platz nehmen. Der Bildungsverein sah sich zunächst zum Handeln gezwungen. „Aufgrund der Bedrohungen im Vorfeld wurde der Schutz der eingeladenen Personen vorangestellt und die Initiative mit Bedauern ausgeladen“, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Bildungsvereins. Inzwischen hat der Bildungsverein seine Einstellung geändert und die Initiative „Hannover Rechtsaußen wieder zur Veranstaltung eingeladen. „Wir haben einfach überreagiert“, sagt Beate Gonitzki vom Bildungsverein.
Die Polizei bereitet sich dennoch auf einen Einsatz vor. „Wir gehen davon aus, dass Fußballfans zu der Veranstaltung kommen werden, haben derzeit aber keine Erkenntnisse über geplante Aktionen“, sagt Behördensprecher Philipp Hasse. Der Bildungsverein bleibt bei seiner Darstellung, dass es im Vorfeld Drohungen gegen die Veranstaltung gegeben habe. Die Drohungen seien per Mail und per Telefon bei der Region eingegangen. Darin war die Rede von 40 bis 50 Personen, die zu der Veranstaltung kommen wollten.
Mehrfach Auseinandersetzungen zwischen Ultras und Linken
Die Initiative "Hannover Rechtsaußen", die nach den Vorfällen zunächst von der Podiumsdiskussion ausgeschlossen wurde, hatte in der Vergangenheit im Internet auf angebliche rechtsradikale Entwicklungen in der Fanszene von Hannover 96 aufmerksam gemacht. Mehrfach war es in diesem Zusammenhang zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Unterstützern der Gruppierung und 96-Ultras gekommen. Im Dezember kam es im Vorfeld der Partie der Roten gegen Fortuna Düsseldorf zu einer Schlägerei im Stadion, nachdem dort Handzettel von "Hannover Rechtsaußen" verteilt worden waren. Ende Februar hatte es in der Nordstadt vor dem Spiel von Hannover 96 gegen Eintracht Frankfurt eine Schlägerei zwischen Problemfans der Roten und Linksautonomen gegeben.
Die Gruppierung „Hannover Rechtsaußen“ zeigte sich in einer Stellungnahme enttäuscht über die Ausladung von der Podiumsdiskussion. „Wir sind erschrocken, dass es nicht einmal mehr möglich ist, im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung über ein so wichtiges Thema zu diskutieren“, sagt Hannah Niemeyer, die Sprecherin der Gruppierung. Unklar ist, ob Vertreter der Initiative jetzt doch wieder auf dem Podium mitdiskutieren werden.
Die aktive Fanszene von Hannover 96 hat sich jetzt erstmals zu den Vorfällen der Vergangenheit geäußert. Auf dem Blog „Hannovereint“ haben sie eine Stellungnahme veröffentlicht. „Die gesamte hannoversche Fanszene mit all ihren Gruppen und Mitgliedern ist für jeden offen und lehnt Rassismus, Rechtsextremismus sowie jegliche politischen Extreme in allen Formen ab“, heißt es dort. „Unser Fokus liegt einzig und allein auf dem Fußball-Ding und so wird es auch bleiben“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Von Tobias Morchner