Seit Beginn der Corona-Pandemie lebt HAZ-Autor Gunnar Menkens als Risikopatient in freiwilliger Isolation. Notgedrungen. Fast null Kontakte nach draußen. Seit einem Jahr. Geht das? Ein Bericht aus der Innenwelt.
Hannover.Föhr, im März 2020, lange her. Vom Festland schwappten Nachrichten über steigende Infektionszahlen auf die noch immer unberührte Insel. Null Fälle in der Karibik des Nordens, das konnte man ja mit herrlichem Meerblick digital nachschlagen. In Heinsberg beim Karneval hatte dieses Corona schon ahnungslose Opfer gefunden, Italien erlebte jeden Tag, wie verheerend es Menschen tötete. Deutschland hatte noch einen Vorsprung. Wer wollte, konnte glauben, Covid-19 würde dieses gut organisierte Land nicht ebenso raumgreifend überfallen. Ich wollte es glauben. Meine Frau war realistischer. Das RKI meldete 2369 Infektionen und fünf Tote in 16 Bundesländern.
Auf Föhr blieben Restaurants und Läden voll. Niemand trug Masken, erst, als fiese Windböen feinen Sand über den Strand trieben, stießen wir auf vermummte Gesichter. Wir begannen, beim Spazierengehen auf Abstand zu achten. Im Hotel ließen wir vorsichtshalber das Büfett links liegen. Rosinenbrötchen beim Inselbäcker kaufen, das ging noch, es musste gehen. Meist war es voll dort, dafür genügten drei Männer (immer kaufen Männer Urlaubsbrötchen) vorm Verkaufstresen. War das schon zu riskant? In der Erinnerung verschwimmt, wann wir zum ersten Mal von Aerosolen hörten. Aber es waren Tage, in denen wir uns fragten, was wir uns in Zukunft noch erlauben sollten, und ob diese Phase wohl Wochen oder Monate dauern könnte. Die Zukunft hatte begonnen, wir wussten es nur nicht.