Hannover/Laatzen

Fitnessstudio verbietet Sportlerin das Kopftuch

Zomaijah Ahmadi wurde sowohl im Fitnessloft Laatzen als auch in der Filiale in Hannovers Innenstadt aufgefordert, ihr Kopftuch beim Training abzunehmen.

Zomaijah Ahmadi wurde sowohl im Fitnessloft Laatzen als auch in der Filiale in Hannovers Innenstadt aufgefordert, ihr Kopftuch beim Training abzunehmen.

Hannover. Eine 35-jährige Muslima ist in einem Fitnessstudio dazu aufgefordert worden, ihr Kopftuch abzulegen. Als sie sich weigerte, musste sie die Trainingsfläche verlassen. „Der Mitarbeiter kam auf mich zu und sagte, dass ihm das jetzt sehr unangenehm sei, aber er müsse mich auf das Verbot hinweisen“, sagt Zomaijah Ahmadi aus Bemerode. „Ich war sehr schockiert.“ Seit Jahren gehe sie in Fitnessstudios, aber solch ein Verhalten „habe ich noch nicht erlebt“, so die gebürtige Hannoveranerin mit afghanischen Wurzeln.

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Als Begründung führte Fitnessloft im Laatzener Leine-Center Punkt 8 seiner Allgemeinen Geschäftsbedingungen an: „Zur Vorbeugung von Unfällen und Erhalt der körperlichen Unversehrtheit ist das Tragen von Schmuck und Kopfbedeckungen beim Training nicht erlaubt.“ Für die 35-Jährige ist diese Argumentation nicht schlüssig. „Wenn es so gefährlich wäre, dann müssten die Grundschulen zuerst solche Regelungen treffen“, sagt die Rechtswissenschaftsstudentin. Schließlich könnten sich kleine Mädchen mit Kopftuch im Sportunterricht verletzen. Und sogar bei den Olympischen Spielen tragen Athletinnen unbeschadet Hidschabs – wie die Amerikanerin Ibtihaj Muhammad, die 2016 im Mannschaftsfechten Bronze gewann.

„Wegen meines Kopftuchs diskriminiert“

Weil Ahmadi das Verbot nicht glauben konnte, versuchte sie auch die zweite Filiale der Braunschweiger Kette in Hannovers Innenstadt. Dort fragte sie explizit nach und es habe auch laut Ahmadis Erinnerung mit Blick auf die Religionsfreiheit erst keine Schwierigkeiten gegeben. Doch dann habe der Mitarbeiter vorsorglich in der Laatzener Dependance nachgefragt und erfahren, das Verbot gelte auch in der City. „Ich wurde aufgrund meines islamischen Kopftuchs diskriminiert“, sagt Ahmadi.

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Dabei habe anfangs alles so positiv ausgesehen: Eines Tages lag der Flyer von Fitnessloft im Briefkasten, Ahmadi wollte das Angebot testen. „Vor dem ersten Training trug ich bereits beim Kennenlernen ein Kopftuch, da hat niemand etwas gesagt“, sagt die 35-Jährige. Weil alles einen guten Eindruck machte, kündigte sie bei ihrem alten Studio und erwog den Wechsel. Inzwischen erfreulicherweise habe sie zunächst bloß das Probetraining absolviert und nicht sofort einen Vertrag bei Fitnessloft unterschrieben.

Keine Verbote in anderen Studios

Mit seinem Verbot scheinen die Braunschweiger ziemlich allein dazustehen. Mindestens zehn Fitnessstudios sollen Ahmadi auf Nachfrage versichert haben, Kopftücher nicht zu untersagen. Auch die HAZ informierte sich bei mehreren Einrichtungen. „Unsere Hygienevorschriften besagen bloß, dass wegen des Schweißes die Schultern und Oberschenkel bedeckt sein sollen“, sagt eine Mitarbeiterin von Kieser-Training an der Königstraße. Ähnliches bei Elan Fitness, die vier Studios in der Region betreiben: „Wie man sich kleidet, ist jedem selbst überlassen“, heißt es dort. Easy Fitness im Bredero-Hochhaus berichtet, das Studio habe einige Kundinnen, die Kopftücher tragen: „Bislang ist noch kein Unfall passiert.“

Zomaijah Ahmadi hat sich sogar an Doris Schröder-Köpf (SPD) gewandt, Migrationsbeauftragte der Landesregierung. „Wir haben doch so eine Willkommenskultur, wie kann so etwas dann sein?“, wollte die Studentin wissen. Schröder-Köpf dazu: „Die Vielfältigkeit von Lebensentwürfen sollte auf Großzügigkeit und Flexibilität treffen.“ Sie wolle das Gespräch mit den Studiobetreibern suchen und hofft auf eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung. Fitnessloft selbst war für die HAZ trotz mehrfacher Nachfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Von Peer Hellerling

HAZ

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