Schläge, Spucken, Regeln brechen: Wie Bademeister mit renitenten Schwimmgästen umgehen
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Viel Trubel im Schwimmbad – für die Bademeister heißt das oft auch: viel Ärger mit Gästen.
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa
Hannover. Mit den steigenden Temperaturen füllen sich die Freibäder in Hannover und der Region. Für die Angestellten der Betriebe wird die Saison mit zunehmenden Besucherzahlen auch immer stressiger. Beleidigungen, Drohungen und Respektlosigkeit vonseiten einiger Besucher gehören mittlerweile zur Tagesordnung. Dass einige Badegäste vor kaum etwas zurückschrecken, zeigt das Urteil gegen einen 50-jährigen Gast. Er hatte im Februar einen Mitarbeiter des Aqualaatzium bespuckt und muss nun für zwei Monate ins Gefängnis.
Britta Pötter vom Aqualaatzium kann sich an den Vorfall erinnern: „Der Mann musste von der Polizei überwältigt werden“, erinnert sie sich. Zwischenfälle wie dieser, bei denen es zu Gewaltausbrüchen kommt, seien dennoch eher selten. Stress im Bad gäbe es vor allem durch Gruppen. „Die wollen den Starken markieren“, so Pötter. Im Aqualaatzium sorgen jeweils in einer Früh- und einer Spätschicht zwei bis drei Angestellte für Ordnung am Beckenrand. Das sei ausreichend, sagt Pötter.
Badegäste drohen mit Schlägen
Andere Erfahrungen hat Melanie Hauschild gemacht, die im Lehrter Freibad als Fachangestellte für Bäderbetriebe arbeitet. Da es zu wenig Personal gäbe, seien sie und ihre Kollegen ab und an gezwungen, einzelne Becken vorübergehen zu schließen, um die Sicherheit der Gäste gewährleisten zu können. Maßnahmen, die bei einigen Besuchern nicht gut ankommen: Absperrungen werden ignoriert und die Angestellten beleidigt.
Auch Hauschild hat die Erfahrung gemacht, das vor allem Gruppen aus Jugendlichen und jungen Männern aller Nationalitäten Ärger machen. „Dass man nicht vom Rand springt, müssen wir einigen Besuchern drei bis fünf mal sagen“, so Hauschild. Schon Kinder ab zehn Jahre fielen mit respektlosem Verhalten auf. „Die tanzen uns auf der Nase herum“, sagt die 45-Jährige. Sie berichtet, dass ihr und ihren Kollegen mehrfach Schläge angedroht wurden.
Wer vom Beckenrand springt, fliegt raus
Als Strafen für ungehorsame Badegäste bleiben in der Regel nur Hausverbote: Wer vom Beckenrand springt, darf einen Tag nicht rein. Andere Regelverstöße bedeuten ein einwöchiges Hausverbot. An der Tagesordnung seien auch Verstöße gegen das Fotoverbot im Bad. „Wenn es nicht anders geht, rufen wir die Polizei“, sagt sie. So etwa, wenn Handys gestohlen oder Schließfächer aufgebrochen werden.
Und auch die Mitarbeiter fehlen
In der Regel ist sie mit einem anderen Kollegen im Freibad unterwegs. In Lehrte, aber auch in anderen Bädern, fehle es an Rettungsschwimmern und anderem Personal. „Ich habe noch nie so viele offene Stellenanzeigen gesehen“, sagt Hauschild. Der Personalmangel ist auch bei der Landesschulbehörde Niedersachsen bekannt. „Insgesamt ist festzustellen, dass es in diesem Bereich an geeigneten Bewerbern fehlt und der Bedarf der Bäderbetriebe an Auszubildenden wesentlich höher ist“, sagt Bianca Schöneich von der Landesschulbehörde.
Hannover setzt Sicherheitsdienste ein
In Hannovers städtischen Bädern werden zu Stoßzeiten private Sicherheitsdienste eingesetzt, um die Angestellten bei ihrer Arbeit zu unterstützen. „Der Bedarf ist dann gegeben, wenn an einem Tag bei gutem Wetter rund 5000 Besucher über die gesamte Öffnungszeit zu erwarten sind“, sagt Rathaussprecher Dennis Dix. Insgesamt sind im Stadtgebiet 190 Mitarbeiter im Einsatz.
Schulungen für Auszubildende
Der Umgang mit uneinsichtigen Badegästen ist für die Fachangestellten für Bäderbetriebe bereits in der Ausbildung Thema. Laut Bianca Schöneich von der Landesschulbehörde werden in Hannover rund 35 Azubis an der BBS 3 ausbildet. In vier Wochen pro Lehrjahr würden sie im Umgang mit Badegästen geschult. Und auch für Angestellte wie Melanie Hauschild in Lehrte stehen Schulungen auf dem Programm – etwa Kurse im Umgang mit Gästen mit Migrationshintergrund. In Hannover gibt es zudem Workshops mit der Polizei zum Thema Deeskalation.
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Von Manuel Behrens
HAZ