Fürst fordert klare Haltung gegen Antisemitismus
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Die Jüdische Gemeinde Hannover begeht in der Synagoge eine Gedenkstunde zum Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz.
© Quelle: Foto: Katrin Kutter
Hannover. Bei der Gedenkstunde für die Opfer des Holocaust richtete Michael Fürst am Sonntag mahnende Worte an die muslimischen Verbände und nannte dabei explizit Ditib und Schura. „Wir fordern, dass sie sich viel mehr engagieren. Die Bereitschaft zu Antisemitismus ist unter türkischen Jugendlichen erschreckend hoch“, sagte der Landesverbandspräsident der Jüdischen Gemeinden Niedersachsen am Tag zur Erinnerung an die Befreiung des KZ Ausschwitz. Die Jüdische Gemeinde Hannover hat die Gedenkstunde in ihrer Synagoge dieses Jahr mit ihrem hervorragenden Chor und Orchester ausgerichtet, mit berührenden Gebeten, Gedichten und Gesang. An den neuen niedersächsischen Kultusminister Grant Hendrik Tonne wandte Fürst sich mit der Mahnung, angesichts des Schwindens der Zeitzeugen nicht mit der Erinnerungsarbeit nachzulassen.
„Mein Wunsch wäre es, dass jeder Schüler einmal in der Schulzeit eine KZ-Gedenkstätte besucht, auch Flüchtlinge und Schüler mit muslimischen Hintergrund. Das ist nicht umsonst zu haben.“ In diesem Punkt rannte Fürst beim Minister offene Türen ein. Tonne, selbst Vorsitzender des Stiftungsrats Niedersächsischer Gedenkstätten, bezeichnete es als richtigen Schritt, dass die Mittel aufgestockt wurden. „Erinnerung ist wichtig, damit Geschichte nicht umgedeutet wird“, betonte der Kultusminister. Er sehe die stetigen Versuche in jüngerer Zeit, Antisemitismus und Rassismus salonfähig zu machen, mit großer Sorge.
Fürst kam noch einmal auf die Debatte um den Reformationstag als zusätzlichen niedersächsischen Feiertag zurück. Er betonte, dass der Reformationstag unweigerlich mit dem Namen Martin Luthers verbunden sei, dessen antisemitische Schriften auch zu den Gräueln der Nazis geführt hätten. Daher betrübe es sehr, dass weder evangelische Kirche noch Landesregierung die Bedenken der Jüdischen Gemeinden sowie der Katholiken aufnehmen würden. Es sei sehr bedenklich, wenn jetzt Sätze zu hören seien wie „von den Juden lassen wir uns nicht vorschreiben“, welchen Festtag man nehme. Fürst zweifelte an, ob die Debatte so ergebnisoffen geführt werde, wie die Landesregierung verspreche. Kultusminister Tonne wiedersprach: „Die jüdischen Gemeinden haben eine bedeutende und unüberhörbare Stimme für die Landesregierung“, betonte Tonne. Die Bedenken gegen den Reformationstag nehme die Regierung sehr ernst.
Von Bärbel Hilbig