Geburtshaus feiert ersten Geburtstag
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Geburtshaus & Hebammerei Herrenhausen feiert einjährigen Geburtstag mit Hebamme Anna- Lena Notka (24) und Gründerin Evelyn Kampfhofer (55).
© Quelle: Samantha Franson
Herrenhausen. Viele kleine Kinder erkunden mit ihren Müttern den Ort, an dem sie zum ersten Mal das Licht der Welt erblickten. Das Geburtshaus & Hebammerei Herrenhausen hat am Mittwoch, 29. August, sein einjähriges Bestehen mit einem „Tag der offenen Tür“ gefeiert. Bereits im ersten Jahr sind mehr als 50 Kinder dort zur Welt gekommen – die Nachfrage ist aber deutlich höher.
Gründerin und Leiterin Evelyn Kampfhofer hatte zu Beginn per Crowdfunding Geld für die Einrichtung des damals frei stehenden, 300 Quadratmeter großen Hauses gesammelt. Nun ist daraus ein gemütlicher Wohlfühlort für Hochschwangere geworden. „Der Bedarf an Hebammen ist groß, und es gibt nur wenige Plätze, um zu gebären. Da wollte ich eine zusätzliche Alternative schaffen“, sagt Kampfhofer. Man könne allerdings nur bei normalen, gesunden Schwangerschaften helfen, bei Frühgeburten oder Mehrlingen sei ein Krankenhaus immer noch die erste Anlaufstelle. Dennoch ist das Geburtshaus Herrenhausen sehr gefragt. „Wir mussten teilweise schon Leute ablehnen, weil wir einfach voll sind. Manche sind da sogar so verrückt und fragen bereits vor der Schwangerschaft nach einem Platz“, erzählt Hebamme Kampfhofer. Insgesamt gibt es einen sehr großen Mangel an Geburtshelferinnen. Das zur Hebammerei nahe Krankenhaus in der Nordstadt hat vor gut drei Jahren seine Geburtsstation geschlossen, auch anderswo wird vielmals ein Hebammenmangel beklagt.
Doch nicht alle schrecken vor der Lebensaufgabe zurück. „Für mich ist der Beruf eine Berufung, schon als Kind war es mein Traumberuf gewesen“, sagt Anna-Lena Notka. Die 24-Jährige kennt aber auch die abschreckende Wirkung, wenn über Hebammen berichtet wird. „Oft kommt es so rüber, als hätte man enorme Kosten und müsste dies alles alleine bezahlen. Dem ist aber nicht so.“ Auch Azubis sollten mehr angeworben werden, und der Beruf solle nicht immer so schlecht dargestellt werden, findet die junge Hebamme.
Insgesamt kümmern sich sechs Frauen im Geburtshaus Herrenhausen um das Wohl von Vätern, Müttern und ihren Kindern. Während Notka und Kampfhofer Geburtshelferinnen sind, übernimmt der Rest des Teams Vorträge und andere Kurse für Mütter. Und diese sind von der Hebammerei sehr begeistert. „Es gibt einfach eine sehr gute, direkte Betreuung die ganze Zeit über, und man wird sehr respektvoll behandelt. Außerdem hat man nicht das Gefühl, in einer Maschinerie zu sein, wie es im Krankenhaus oft ist“, erzählt Marah Saenger, die ihre kleine Mila vor vier Monaten in dem Geburtshaus bekommen hat. Sie könne es jeder Frau mit einer normalen Schwangerschaft empfehlen, der vor allem eine persönliche Betreuung wichtig ist.
Aktuell ist ein zweites Crowdfunding-Projekt gestartet. Die Spenden werden benötigt für neues Material und technische Nachbesserungen im Haus. Das Ziel sind 10 000 Euro, um Schwangeren auch weiterhin eine Anlaufstelle für die Geburt ihres Kindes zu bieten.
Von Robin Beck