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Globaler Klimastreik

Fridays for Future in Hannover: Deshalb ziehen Tausende fürs Klima durch die Stadt

Es geht wieder los: Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten haben sich auf dem Opernplatz zur Demonstration versammelt.

Es geht wieder los: Tausende Demonstrantinnen und Demonstranten haben sich auf dem Opernplatz zur Demonstration versammelt.

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Hannover. Wer die Fridays-for-Future-Bewegung nach der Corona-Krise totgesagt hat, ist am Freitag in Hannover eindrucksvoll eines Besseren belehrt worden: Mehr als 3300 Klima-Aktivistinnen und -aktivisten haben bei einem Protestmarsch vom Opernplatz über den Cityring in die Nordstadt ihrem Unmut über die Klimapolitik lautstark Luft gemacht. Tabea Dammann vom Organisationsteam sagt: „Die große Teilnehmendenzahl gibt Kraft und unserer Sache Auftrieb.“ Dies zeige, welch hohen Stellenwert das Thema Klimaschutz in der Gesellschaft habe.

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Schule schwänzen für eine gute Sache

Aktive Klimaschützer: Diese Achtklässler von der Goetheschule sind gemeinsam zur Demonstration am Opernplatz gekommen.

Aktive Klimaschützer: Diese Achtklässler von der Goetheschule sind gemeinsam zur Demonstration am Opernplatz gekommen.

Eine Gruppe von Achtklässlern von der Goetheschule ist gemeinsam zur Fridays-for-Future-Demo gekommen. Sie hätten dafür die Schule geschwänzt, berichten die Jungen. Für ihre Lehrer sei es zwar eine Fehlstunde, aber eine positive – denn menschlich unterstützten die Pädagogen es, dass die Schüler bei der Demo mitmachen.

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Ihre Protestform ist die Großdemo: Justus (13) und Frida (12).

Ihre Protestform ist die Großdemo: Justus (13) und Frida (12).

Zwei Schüler erzählen, dass sie schon seit mehreren Jahren bei der Bewegung aktiv seien. „Mich hat meine Mutter zuerst mitgenommen“, sagt Edgar (13). Klimaschutz sei ein wichtiges Thema, meint Alwin (13). Und Ben (13) gefällt das Gemeinschaftsgefühl, das man den Demos empfinde. Die Aktionen der Klimakleber von der „Letzten Generation“ seien auch wichtig, sagen die Achtklässler, aber so eine gemeinsame Demonstration schaffe ein ganz anderes, verbindendes Gefühl. Viele Kinder und Jugendlichen sind offenbar auch nicht einverstanden mit der radikalen Protestform. Die könne dem Umweltschutz eher schaden, meinen sie, weil viele Autofahrer genervt reagierten – und dann noch weniger für eine gemeinsame Klimapolitik gewonnen werden könnten. Es sei nicht gut, wenn die Feuerwehr zwei Stunden zu spät komme und den Keller nicht auspumpen könne, weil Umweltschützer die Straße blockiert hätten, sagt ein 13-Jähriger.

„Nicht über Protestform, sondern über Klimaschutz diskutieren“

Jeder hat seine eigene Protestform: Die Studentinnen Anne (24, links) und Marianna (27).

Jeder hat seine eigene Protestform: Die Studentinnen Anne (24, links) und Marianna (27).

Viele der jungen Teilnehmer betonen, sie seien die letzte Generation, die etwas gegen den Klimawandel ausrichten könne. Die Politik handle viel zu langsam und nur halbherzig, heißt es. Die Industrie blockiere viel. „Wir müssen weiterhin auf die Straße gehen, gerade die junge Generation muss etwas sagen“, betont Louis (17). Die Studentinnen Anne (24) und Marianna (27) sagen, sie nähmen lieber an Großdemonstrationen teil statt sich auf der Straße festzukleben. Das Ziel, nämlich eine andere Klimapolitik, eine aber beide Seiten. „Jeder drückt seinen Protest eben unterschiedlich aus“, sagt Marianna. Und Anne meint, ohne die 68-Bewegung gebe es überhaupt keine Kundgebungen wie diese – und die Protestler von damals seien auch radikal gewesen. Es sei schade, wenn man nur über die Protestform diskutiere und nicht über das eigentliche Anliegen, nämlich den Klimaschutz.

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Hauke Gerdes (51) von der Umweltschutzbewegung Extinction Rebellion treibt vor allem der geplante Ausbau des Südschnellwegs auf die Straße. „Das alarmiert uns alle.“ Mehr Straßen bedeuteten mehr Verkehr, und wertvolle schattenspendende Bäume würden abgeholzt.

Zwei Generationen, ein Thema: Matthias Krüger hat seinen zehnjährigen Enkel Mattis zur Klimaschutzdemonstration begleitet.

Zwei Generationen, ein Thema: Matthias Krüger hat seinen zehnjährigen Enkel Mattis zur Klimaschutzdemonstration begleitet.

Mattis (10) aus Limmer ist mit seinem Opa Matthias Krüger gekommen. „Eine spontane Entscheidung von Donnerstagabend“, sagt er. Sein Enkel habe auf die Demo gewollt, aber nicht allein – da sei er eben mitgekommen.

Zusammen angereist (von links): Frida, Louisa, Charlotte, Philina, Klara und Carl kommen vom Otto-Hahn-Gymnasium in Springe, die 13-Jährigen gehen in die achte Klasse.

Zusammen angereist (von links): Frida, Louisa, Charlotte, Philina, Klara und Carl kommen vom Otto-Hahn-Gymnasium in Springe, die 13-Jährigen gehen in die achte Klasse.

Klimaschutzgruppen haben sich zusammengeschlossen

Am globalen Klimastreiktag marschieten die unterschiedlichen Klimaschutzgruppen Seite an Seite, neben der Grünen Jugend, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ist zudem die Gewerkschaft Verdi dabei. Eine Mädchengruppe vom Otto-Hahn-Gymnasium ist gemeinsam angereist. „Es ist höchste Zeit, dass wir protestieren“, sagt Philina (13), und die gleichaltrige Frida ergänzt: „Es kommen immer mehr Krisen auf uns zu, wenn wir jetzt nichts unternehmen.“

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Klimaschutz bewegt die Gesellschaft: Beim Protestmarsch ziehen Tausende am Freitag durch die City von Hannover.

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Eine Hortgruppe aus der Nordstadt ist mit 17 Kindern und vier Betreuungskräften zum Protest gekommen. „Die Eltern haben uns darum gebeten“, erzählt eine Erzieherin. Vor dem Wirtschaftsministerium machen die Umweltaktivisten noch einmal kräftig Lärm gegen den Ausbau des Südschnellwegs. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und seine Kabinettskolleginnen hören das nicht: Sie sind im Landtag, aber dort führt der Protestzug nicht vorbei, sondern über den Friedrichswall zur Christuskirche und schließlich bis zum Engelbosteler Damm, wo der Zug endet.

Verkehrswende jetzt: Die Demonstranten fordern eine andere Klima- und Verkehrspolitik.

Verkehrswende jetzt: Die Demonstranten fordern eine andere Klima- und Verkehrspolitik.

Dort zeigen 25 Initiativen, wie bunt das Leben in Parkbuchten aussehen könnte, wenn dort keine Autos stünden. Denn wieder einmal fällt der Gobale Klimastreiktag mit dem Parking Day zusammen. 2019 hatte der damalige hannoversche Oberbürgermeister-Kandidat der Grünen, Belit Onay, an der Langen Laube für eine andere Verkehrspolitik plädiert. Inzwischen ist er OB, aber der Protest der Umweltschützer geht weiter.

HAZ

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