Lüttje Lage: Des Kanzlers rote Badehose
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Lüttje Lage: Rüdiger Meise schreibt über „Des Kanzlers rote Badehose“.
© Quelle: Schaarchmidt
Neulich, im Freibad. Wilde Plantscherei im Becken – und mittendrin deutet die Tochter zur Rutsche. „Guck mal, da ist ja der Bundeskanzler.“ Reflexhaft straffe ich den Rücken, dann entdecke ich am Fuß der Rutsche den Bürgermeister. „Fast richtig“, sage ich. „Nur die falsche Regierungsebene – und die falsche Partei.“ Die Kinder schauen mich an, als spräche ich Chinesisch. „Das ist der Bürgermeister.“
Verärgert zieht die Tochter die Augenbrauen zusammen: „Meine ich ja, Bürgermeister.“ Ich halte eine kleine Sendung-mit-der-Maus-Rede, bei der es im Wesentlichen darum geht, wer in diesem Land was regiert. Der Sohn fragt: „Geht der Bundeskanzler in Berlin denn auch ins Freibad?“
„Das weiß ich nicht genau“, sage ich. Kurz überlege ich, ob ich das Thema Personenschutz anspreche, verwerfe den Gedanken aber schnell. „Da müsste man mal Anja fragen, die wohnt ja in Berlin. Kann sein, dass sie ihn schon mal im Freibad getroffen hat.“
Die Tochter schaut zum planschenden Bürgermeister rüber. „Trägt der Bundeskanzler vielleicht auch eine rote Badehose?“
Stephan Weils rote Krawatte
„Der Bundeskanzler ist in der Partei SPD“, sage ich, „und Rot ist die Farbe der SPD. Viele Leute, die in dieser Partei sind, tragen als Erkennungszeichen etwas Rotes. Stephan Weil, der unser Bundesland Niedersachsen regiert, trägt zum Beispiel gern eine rote Krawatte. Vielleicht trägt der Bundeskanzler daher eine rote Badehose.“
„Dann will ich nicht zur SPD“, sagt der Sohn. „Rote Badehosen finde ich doof.“
Und so endet an diesem sonnigen Tag im Planschbecken eine mögliche große politische Karriere in der deutschen Sozialdemokratie.
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HAZ