Ein Unternehmer soll Verwaltungsmitarbeiter aus der türkischen Provinz Malatya nach Hannover eingeladen haben. Allerdings kehrten nur zwei von ihnen in ihre Heimat zurück. In der Türkei bringt der Schmuggel-Skandal die Partei von Präsident Erdogan in Bedrängnis – und wirft auch hier viele Fragen auf.
Hannover/Malatya.Haben türkische Beamte gemeinsam mit einem hannoverschen Unternehmer Dutzende von Landsleuten illegal nach Deutschland eingeschleust? Korruption und Menschenschmuggel – diese Vorwürfe kursieren derzeit in den regierungskritischen Medien der Türkei. Ins Scheinwerferlicht ist dabei auch ein Unternehmer aus Hannover geraten. Der 39-jährige K. soll im September vergangenen Jahres 45 Rathausmitarbeiter der Provinz Malatya in Ostanatolien nach Hannover eingeladen haben – die meisten kehrten nicht mehr in die Türkei zurück. Nun hat die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen K. erhoben. „Ihm wird vorgeworfen, gegen das Aufenthaltsgesetz verstoßen zu haben“, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Klinge. Als sogenannter Scheineinlader soll er im Namen seiner Firma bei der Einreise geholfen haben.
In Hannover sollte die Delegation in K.s Unternehmen an einem zehntägigen Umwelt- und Fortbildungsprojekt teilnehmen. Um visafrei nach Deutschland einreisen zu können, sollen ihnen für die Reise spezielle „Graue Pässe“ für jeweils mehrere Tausend Euro ausgestellt worden sein – so berichten es türkische Medien. Für die ausgestellten Pässe sollen die Delegationsmitglieder umgerechnet jeweils 5000 bis 8000 Euro bezahlt haben. Der HAZ liegt die Einladung von K.s Unternehmen an die Verwaltung von Malatya vor, wie auch die Liste der 45 eingereisten Personen.