IGS-Schüler leisten Erinnerungsarbeit in Bergen-Belsen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/RQDSEJ6ZXU7U62WUZEO6IMIPLM.jpg)
Die Aula ist bei der Gedenkfeier voll besetzt.
© Quelle: Tim Schaarschmidt
Linden-Mitte. Lara findet ihre ganz eigenen Worte für das, was sie gesehen hat. „Es war viel krasser, als man vorher gedacht hat“, sagt die 15-jährige Schülerin der IGS Linden. Die Erlebnisse liegen schon fast ein Jahr zurück, doch noch immer sind sie präsent: Lara und ihre Mitschüler aus dem heutigen zehnten Jahrgang der Gesamtschule waren im April vergangenen Jahres für eine Woche in der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Dort haben sie viel über die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers gelernt, sie haben das Thema im Unterricht intensiv weiterverfolgt, und nun haben sie die Ergebnisse ihrer Arbeit vorgestellt – bei einer Gedenkfeier in der Schulaula, zu der auch viele prominente Gäste gekommen waren.
Bürgermeister Thomas Hermann, Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann, zugleich Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hannover, und der ehemalige niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt zeigen sich beeindruckt von der Ausstellung, die die Schüler präsentieren. Grundlage des Projekts ist eine Patenschaft der IGS mit der Gedenkstätte Bergen-Belsen, die seit mittlerweile 24 Jahren besteht. Wernstedt hatte sich seinerzeit dafür eingesetzt, Schulen systematisch an das Thema heranzuführen. "Die IGS Linden ist die einzige Schule, die eine so intensive Patenschaft pflegt", lobt er. Jeder neunte Jahrgang macht mit, es gibt Tagesfahrten zur Gedenkstätte, und jeweils zwei Klassen sind für eine ganze Woche vor Ort im Einsatz.
Zeichnungen vom KZ Bergen-Belsen
Die Schüler haben Zeichnungen angefertigt, die die Baracken des Lagers zeigen, Gefangene, Skelette und Stacheldraht. „Der Waggon“ ist auf der Stellwand zu lesen, die Lara mit ihrer Mitschülerin Sara (16) und anderen Klassenkameraden angefertigt hat. Er war das Transportmittel, mit dem die Gefangenen nach Bergen-Belsen deportiert wurden – bis zum Konzentrationslager mussten sie zu Fuß einen sieben Kilometer langen „Todesmarsch“ zurücklegen.
„Diese Strecke sind wir auch gegangen“, berichtet Sara. Natürlich sehe es dort heute anders aus, eher wie an einer normalen Landstraße. „Aber wir mussten ständig daran denken, wie sich die Häftlinge wohl gefühlt haben und welche Ängste sie ausgestanden haben.“ Die Schüler haben auch die Überreste der Baracke 9 und die Massengräber rund um die Gedenkstätte besichtigt. Sie haben zudem Videos mit Zeitzeugenberichten gesehen – „das war heftig“, sagt Lara. Für sie ist es keine Frage, dass die Erinnerungsarbeit weitergehen muss. „Es ist unvorstellbar, dass es Leute gibt, die den Holocaust leugnen“, betont Lara. „Man darf es einfach nicht vergessen oder verdrängen – denn dann kann es auch wieder passieren“, ergänzt Sara.
Projekt der IGS Linden läuft weiter
Die Lehrer der IGS und die Mitarbeiter aus Bergen-Belsen tragen Sorge dafür, dass das Gedenken lebendig bleibt. Bei der Feier in der Aula wurde auch schon die nächste Staffel des Patenschaftsprojekt begonnen: Die Neuntklässler der Schule erhielten den symbolischen Staffelstab – einen Holzpfeiler vom Gelände der Gedenkstätte.
Von Juliane Kaune