Im Schatten der Anklage: So war der Tag im Rathaus
/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/J7FCNYC5WTRZ34G3VSUPECCZUU.jpg)
Das Neue Rathaus in Hannover.
© Quelle: Rainer Surrey
Hannover. Keine Frage: Hannovers Ratspolitiker hatten wichtige Dinge zu besprechen am Mittwoch. Zur Debatte stand zum Beispiel die Frage, in welcher Form die Verwaltung städtischer Friedhöfe auf digitalen Betrieb umgestellt werden sollte, im Organisationsausschuss am Nachmittag ohne Zweifel ein Zukunftsthema. Der Betrieb lief einfach weiter, obwohl seit Stunden bekannt war, was es noch nie gegeben hatte: Die Staatsanwaltschaft Hannover will Oberbürgermeister Stefan Schostok anklagen. Auch das ein Thema, das in jeder Hinsicht in die Zukunft wirkt, ob der Sozialdemokrat im Amt bleibt oder den Rücktritt wählt.
Die Rathausaffäre für Eilige: Was die Anklage bedeutet
Die hannoversche Rathausaffäre ist komplex – doch Sie haben nur wenig Zeit zum Lesen? Hier haben wir das Wichtigste in fünf kurzen Absätzen für Sie zusammengefasst.
Und während Besuchergruppen wie jeden Tag das Rathaus fotografierten und an Modellen Hannover in Trümmern anschauten, fielen Genossen am Nachmittag im Rathaus, als noch keine Sprachregelung verabredet war, in vielsagendes Schweigen. Bürgermeister Thomas Hermann rang sich ein schmallippiges "Kein Kommentar" ab zur Frage, wie er die Lage um Schostok einschätze. Ricklingens Bezirksbürgermeister Andreas Markurth erklärte, zwar eine Meinung zum Thema zu haben, mochte die jedoch nicht mitteilen. Andere Genossen erinnerten an diesem Tag daran, dass Schostok längst hätte zurück treten sollen. Das war auch die Meinung eines hochrangigen Verwaltungsbeschäftigten, aber auch diese Meinung, bitte, nicht mit Namen zitieren.
Hannovers Rathausaffäre in Bildern: Das sind die Beteiligten und Beobachter
Wenn niemand etwas sagen will, obwohl es viel zu erzählen gäbe, dann köchelt nach aller Erfahrung nichts mehr, dann ist der Topf längst übergelaufen. Da machten im Rathaus bereits Gerüchte die Runde, dass Schostok an Rückhalt verlieren würde. Hannovers SPD-Chef Alptekin Kirci rücke nun doch von Schostok ab, intern sei er ohnehin nicht so überzeugt gewesen von Schostoks Handeln in der Rathausaffäre, wie er es nach außen vertreten habe.
Beinahe hätten sogar Bürger die Gelegenheit gehabt, Schostok direkt zu seiner Lage zu befragen. Routinemäßig war für Mittwochnachmittag die Sprechstunde des OB angesetzt. Doch er sagte kurzfristig ab. "Aus terminlichen Gründen", wie es hieß.
Die Rathausaffäre in Hannover: Mehr zum Thema
Hintergrund: Das müssen Sie über die Rathausaffäre wissen Unrechtmäßige Gehaltszulagen im Rathaus: Was hat OB Schostok wirklich gewusst? Wie es zu den Untreueermittlungen kam Prozesskosten: Steuerzahler muss für Schostoks Fehler aufkommen Kulturdezernent Härke im Interview: „Ich war zu verliebt“
Von Gunnar Menkens