Kritik von Farbigen

Ist das Logo der Machwitz-Rösterei rassistisch?

Machwitz Kaffee: Am Marstall und in der Innenstadt

Machwitz Kaffee: Am Marstall und in der Innenstadt

Hannover. Als Kenton Emery Barnes das Bild zum ersten mal sah, war er schockiert. Inzwischen wägt der Amerikanistik-Dozent der TU Braunschweig besonnen seine Worte: „Ich finde dieses Logo etwas rassistisch“, sagt Barnes. Das bekannte Firmensignet, mit dem die hannoversche Traditionsrösterei Machwitz-Kaffee für sich wirbt, schaffe ein eindimensionales Bild von Schwarzen: „Es entmenschlicht eine ganze Rasse“, sagt Barnes. Die „Machwitz-Mohren“ passten nicht mehr in die moderne Welt: „Machwitz-Kaffee sollte das Logo durch ein neues ersetzen, das niemanden beleidigt“, sagt Barnes, der selbst Afroamerikaner ist.

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Generationen von Hannoveranern sind mit diesem Logo aufgewachsen, ebenso wie mit dem Machwitz-Slogan „Jede Tasse Extraklasse“. Seit 1919 hat die Firma in Hannover einen Sitz, doch laut Seniorchef Jörg-Walter Koch gibt es das Logo bereits, seit die Firma 1883 in Danzig gegründet wurde. Es ist ein Relikt aus jener Zeit, als Deutschland sich zur Kolonialmacht aufschwang und Kaffeeduft noch ein exotisches Aroma war, das einen Hauch von großer, weiter Welt verbreitete.

„Die Abbildung von Weißen wäre doch auch nicht rassistisch“

„Wir haben das Logo aus Tradition bis heute beibehalten“, sagt Jörg-Walter Koch. „Es richtet sich gegen niemanden; wir wollen Dunkelhäutige nicht diskriminieren und lehnen Rassismus ab“, versichert er. Der Kaffee von Machwitz stammt unter anderem aus Uganda, die Firma wirbt damit, fair gehandelte Bohnen zu verwenden. Die Kritik am Signet kann Koch nicht nachvollziehen: „Die Abbildung von Weißen wäre doch auch nicht rassistisch“, sagt er.

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Um eine reine Abbildung handele es sich bei dem Bild jedoch nicht, moniert hingegen Abayomi Bankole, Präsident des Afrikanischen Dachverbandes Norddeutland: „Die Figuren mit ihren Glupschaugen sind eher eine entwürdigende Karikatur von Afrikanern“, sagt er. Dass das Logo eine lange Tradition habe, sei allein noch kein Grund, es auch künftig beizubehalten: „Die Zeiten haben sich geändert“, sagt Bankole, „die Firma sollte wirklich anders Werbung machen.“

Es ist dieselbe Debatte, die auch um Negerküsse und Zigeunerschnitzel schon geführt wurde. Eine Debatte, wie sie immer dann aufkommt, wenn ein Land neu aushandelt, was als rassistisch gelten muss und wie man mit Minderheiten und seiner eigenen Geschichte umgehen soll. Bei Machwitz wolle man sich dieser Debatte nicht verschließen, sagt Seniorchef Koch: „Wir sind zu Gesprächen bereit.“

Der Sarotti-Mohr ist jetzt hellhäutig

Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren heftige Debatten um vermeintlich diskriminierende Bücher und Bilder. Dabei stand meist der Vorwurf des Rassismus gegen den Vorwurf politisch korrekter Indoktrination, es ging um persönliche Verletzungen, die Freiheit der Kunst und darum, dass Wörter ihre Bedeutung wandeln. Das Café Niederegger in Lübeck etwa hat seine „Mohrenkopftorte“ nach Rassismusvorwürfen in „Othellotorte“ umbenannt. In den neuen deutschen Ausgaben von „Pippi Langstrumpf“ ist der Vater der Titelheldin kein „Negerkönig“ mehr, sondern ein „Südseekönig“. Auch Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“, in dem früher von „Negerlein“ die Rede war, ist heute in einer korrigierten Version erhältlich. Für besonderes Aufsehen sorgte auch die Debatte um den Sarotti-Mohr. Die Schokoladenfirma Stollwerck wandelte das Wahrzeichen 2004 in einen „Magier der Sinne“ um. Dieser hat zwar nach wie vor einen Turban, doch eindeutig helle Haut. Seinem Tausendundeine-Nacht-Zauber hat das nicht geschadet.

Von Simon Benne

HAZ

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