Linden-Süd

Kochschule muss Kesselhaus verlassen

Das historische Kesselhaus ist seit vielen Jahren ein attraktiver Gewerbestandort. Nun müssen mehrere angestammte Mieter gehen.

Das historische Kesselhaus ist seit vielen Jahren ein attraktiver Gewerbestandort. Nun müssen mehrere angestammte Mieter gehen.

Linden-Süd. Zwölf Jahre war sie im früheren Kesselhaus auf dem Ahrberg-Gelände ansässig – nun muss die Kochschule Hannover ausziehen. Weil der Mietvertrag nicht verlängert wurde, blieb Kirsten und Jan Sierakowski nichts anderes übrig, als die angestammten Räume in dem historischen Backsteinbau mit dem markanten Schornstein zu verlassen. „Wir wären gern geblieben“, sagt die 53-Jährige, die die Kochschule mit ihrem Mann betreibt. Die beiden sind nicht die Einzigen, die ihre Gewerberäume in dem Gebäude an der Charlottenstraße aufgeben müssen. Auch die Filmproduktion Shortcut, seit 16 Jahren dort ansässig, hat die Kündigung erhalten. Der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen (VNB) zieht ebenfalls aus.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Rechtlich sind die Kündigungen nicht zu beanstanden. Die betroffenen Mieter haben alle Gewerbemietverträge, die im Rahmen bestimmter Fristen aufgehoben werden können. Gleichwohl rätseln sie über die Gründe. „Wir vermuten, dass der Eigentümer hier etwas ganz Neues plant, mit dem sich vielleicht mehr Geld verdienen lässt“, sagt Kirsten Sierakowski. Hört man sich auf dem Gelände um, ist von einem „Ankermieter“ die Rede, der im Kesselhaus großflächig Räume belegen will. Wer das ist, weiß aber keiner der Anlieger.

Die Kündigung im Dezember vergangenen Jahres sei „ein Schock“ gewesen, sagt Kirsten Sierakowski. „Wir haben hier ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut und wussten zunächst überhaupt nicht, wie es weitergehen soll.“ Das Ambiente in dem früheren Fabrikgebäude mit fünf Meter hohen Decken und zwei Etagen sei für eine Kochschule ideal gewesen: „Das hat sich herumgesprochen.“ Die Suche nach neuen Räumen in Hannover verlief erfolglos. „Es gab nichts Bezahlbares“, berichtet Jan Sierakowski. Umso erleichterter sind beide, dass sie nun geeignete Räume außerhalb der Stadtgrenzen gefunden haben – in der Markthalle in Langenhagen. Ab dem 1. September ist die Kochschule dort zu finden. „Wir hoffen, dass uns möglichst viele Kunden treu bleiben, aber wir müssen natürlich noch einmal ordentlich in die Werbung investierten“, sagt die Unternehmerin. Ein Ortswechsel sei immer ein Risiko. Mittlerweile habe man einen bundesweiten Kundenstamm, der nicht wegbrechen dürfe.

Steffen König hat noch keine feste Zusage für einen neuen Standort. Ende Oktober müssen der Inhaber der Filmproduktion Shortcut und seine Frau, die Künstlerin Anne Nissen, ihre gemeinsame Atelier-Werkstatt im Kesselhaus verlassen. „Wenn wir bis dahin keine neuen Räume finden, kann das für uns existenzbedrohend sein“, stellt König klar. Auch ihnen sei keine plausible Begründung für die Kündigung genannt worden. „Der Vermieter hat nur gesagt, neue Interessenten für das Objekt stünden bereits Schlange.“

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Bildungsträger VNB, der mit rund 300 Quadratmetern Nutzfläche neben der Kochschule den größten Teil des Kesselhauses belegt, wird zum 1. Oktober in die Calenberger Esplanade umziehen. „Wir wollten uns vergrößern, im Kesselhaus war das aber nicht möglich, weil der Vermieter offenbar andere Pläne hat – und nun sind wir froh, nicht allzu weit entfernt einen neuen Standort gefunden zu haben“, sagt Geschäftsstellenleiterin Renate Ernst. Den Mietvertrag habe man „einvernehmlich“ aufgelöst, betont sie.

Offenbar sind nicht alle Gewerbemietverträge im Kesselhaus gekündigt worden. Der Inhaber einer dort ansässigen Werbeagentur erklärt, man habe den Kontrakt erst jüngst um zehn Jahre verlängert. Der Chef eines Marktforschungsinstituts wollte sich zu dem Thema nicht äußern. Einige Wohnungen gibt es auch noch in dem historischen Gebäude. Die meisten seien in privatem Eigentum und hätten unterschiedliche Besitzer, heißt es.

Der Eigentümer der Gewerberäume ist ein Geschäftsmann aus der Nähe von Düsseldorf. Die zuständige hannoversche Hausverwaltung Reimann teilte auf Anfrage mit, er sei „urlaubsbedingt zurzeit nicht für eine Stellungnahme zu erreichen“, werde aber reagieren, wenn er wieder zurück sei.

Von Juliane Kaune

HAZ

Mehr aus Hannover

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken