Erinnerungskultur

Kosten für Lernort zur NS-Geschichte haben sich fast versechsfacht

So soll der Lernort zu Nazi-Geschichte aussehen: Die Besucher sollen anhand von historischen Personen durch die Ausstellung geführt werden

So soll der Lernort zu Nazi-Geschichte aussehen: Die Besucher sollen anhand von historischen Personen durch die Ausstellung geführt werden

Hannover, Hannover. Der geplante Lernort zur NS-Geschichte im ehemaligen Volkshochschul-Gebäude am Friedrichswall wird noch einmal teurer. In der Beschlussvorlage, die jetzt im Kultusausschuss der Stadt vorgestellt, dann aber in die Fraktion gezogen worden ist, werden die Kosten für den Umbau der Büroräume zu einer Ausstellungsfläche auf 584 000 Euro beziffert. Damit steigt die Summe für das Herrichten des sogenannten Rathauskontors von 1,2 auf nunmehr knapp 1,8 Millionen Euro. Ursprünglich waren nur 330 000 Euro veranschlagt.

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Erst im April hatte die Nachricht, dass es für den Umbau Mehrkosten von 876 000 Euro gibt, CDU und Bund der Steuerzahler verärgert. Damals war die deutlich aufwendigere Heiz- und Lüftungstechnik als Grund angeführt worden. Auch das Ampel-Bündnis hatte das Geld nur zähneknirschend freigegeben.

Engelke: Es wird immer teurer

FDP-Ratsherr Wilfried Engelke machte im Ausschuss seinem Unmut Luft: „Bekommen wir jetzt alle paar Monate eine neue Drucksache auf den Tisch, in der es heißt, es gebe weitere Mehrkosten?“ Von der Stadt hieß es, dies sei die letzte, und wenn es weitere Vorlagen gebe, dann werde es billiger, aber nicht teurer. Als die Stadt das Rathauskontor im Sommer 2016 angemietet habe, sei noch gar nicht klar gewesen, dass dort einmal eine Ausstellung installiert werden sollte. Dieser Plan sei im Herbst 2016 erstmals diskutiert worden. Außerdem wären die knapp 600 000 Euro sowieso angefallen, wenn nicht als Investition für den Umbau, dann durch höheren Mietzins. Denn die Stadt habe die 600 Quadratmeter als Bürofläche angemietet und nicht als Ausstellungsraum, und der Büromietzins sei deutlich geringer.

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Die Stadt hatte das Gebäude an die Unternehmensgruppe Baum verkauft und mietet jetzt einen Teil der Fläche für den Lernort zurück, in der Immobilie sollen zudem Penthouse-Wohnungen entstehen. Mit dem Lernort, der den Namen „Zeitzentrum Zivilcourage“ tragen soll, will die Stadt vor allem Schülern die Geschichte des Nationalsozialsmus nahebringen. Wie Karljosef Kreter, Leiter des Fachbereichs Erinnerungskultur sagte, können sich bis zu zwei Klassen zeitgleich in der Ausstellung aufhalten, die das Erdgeschoss und das Souterrain umfasst.

Vorbild Auswanderermuseum

Nach Vorbild des Auswanderermuseums in Bremerhaven erhält jeder Besucher mit der Eintrittskarte ein Porträt einer historischen Person aus dem Hannover der 1930-er-Jahre, die ihn dann gleichsam durch die Ausstellung begleitet. Unter den 45 ausgewählten Personen seien Täter wie Opfer, erläuterte Kreter. Ein zerstörtes Jugendzimmer von heute, in dem sich aber auch ein Tagebuch der Großmutter oder eine alte Zeitung finden, will die Verbindung in die Gegenwart schlagen.

In einem Raum geht es um Nachbarschaft, aber nicht unbedingt nur im positiven Sinn, sondern auch um Spitzel- und Denunziantentum und um Verrat. Ausgewählte Üstra-Haltestellen werden über Audiobeiträge vertiefend vorgestellt. Es gibt auch eine 3-D-Karte der Stadt.

Barrierefrei – aber nicht für Blinde

Der Lernort soll für Rollstuhlfahrer barrierefrei zugänglich sein. Für Seh- und Hörbehinderte wolle man spezielle Angebote entwickeln, sobald die Ausstellung laufe, sagte Kreter. Dann sollten auch Betroffene in die Planungen eingebunden werden. Teile der Erklärtexte sollen auch ins Englische übersetzt werden, aber vorrangige Zielgruppen seien Schulklassen aus der Region Hannover.

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Von Saskia Döhner

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