Limmerstraße wird zwei Jahre lang zur Baustelle
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Einer der neuen Hochbahnsteige auf der Limmerstraße wird in Höhe der Offensteinstraße zwischen Edeka und Sparkasse enstehen.
© Quelle: Samantha Franson
Linden-Nord. Einerseits freuen sich viele Bürger in Linden-Nord auf die Hochbahnsteige an der Limmerstraße, weil der Zustieg ins hannoversche Nahverkehrssystem für sie barrierefrei wird. Andererseits wächst im Stadtteil auch die Sorge in Bezug auf das bevorstehende Mammutprojekt, für das umfangreiche Baustelleneinrichtungen nötig sind. „Frühestens 2022 geht der erste Hochbahnsteig in Betrieb“, kündigte Ulf-Birger Franz in der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsforums des Vereins Lebendiges Linden an. Den Gewerbetreibenden entlang der Limmerstraße dämmert langsam, was auf sie zukommt – dabei geht es nicht nur um Länge und Breite der drei geplanten Haltestellen.
Für die pure Technik und Ablaufplanung hatte Franz den Experten Markus Knoblich vom Fachbereich Verkehr dabei. Er zählte die bevorstehenden Punkte auf: Gut ein Jahr lang dauern die vorbereitenden Gleisarbeiten, mindestens ein weiteres Jahr die eigentlichen Bauarbeiten. „Die Limmerstraße wird dann zeitweise von Hauswand zu Hauswand eine Baustelle sein.“ In ganzer Breite müssen die Bauunternehmen die Flaniermeile in Beschlag nehmen, zumindest strecken- und zeitweise. Die Fahrgäste der Stadtbahn kommen noch ganz gut weg: Für sie wird während diverser Sperrzeiten – wenn wichtige Bauteile eingebaut werden und Gleise unpassierbar sind – Ersatzverkehr geplant. „Auch die Zugänge zu den Ladenlokalen sollen immer möglich sein“, betonte Knoblich.
In den gut zwei Jahren Bauzeit müssen die Baufirmen ihr Material und Gerät lagern. An den betroffenen Passagen der Limmerstraße wird es dann keine Außengastronomie geben. Im Baustellenbereich sei keine gewerbliche Nutzung von Straßenflächen möglich, sagte Knoblich. Was auch Feste wie das Limmerstraßenfest, Umzüge oder andere Events betrifft, die der Straße ihren unverwechselbaren Charakter gegeben haben.
Genaue Planung fehlt noch
In dieser Zeitrechnung ist noch nicht berücksichtigt, dass die notwendige Detailplanung sämtlicher Haltestellen aussteht. Denn für die Stationen hat die Region Hannover bisher nur grobe Verortungen festgelegt. Demnach rücken die Haltestellen Leinaustraße und Ungerstraße etwas nach Westen – die neuen Haltepunkte soll es zwischen Röttgerstraße und Freizeitheim sowie in Höhe der Offensteinstraße geben. Die Haltestelle Küchengarten bleibt in etwa am alten Standort. Auch Flucht- und Rettungswege der benachbarten Häuser sowie Radwege und die gesamte Verkehrslenkung – all das müsse noch geplant werden, sagte Dezernent Franz. Los geht es damit, wenn die politischen Gremien das Planfeststellungsverfahren offiziell auf den Weg bringen. „Das ist für den Baubeginn entscheidend“, erklärte er.
Unklar ist auch noch die Baureihenfolge. Baut die Infrastrukturgesellschaft (Infra) der Region Hannover einen Haltepunkt nach dem anderen – oder zwei Hochbahnsteige oder sogar alle drei auf einmal? Je nach Entscheidung verschieben sich Abläufe. Schonender für die Anlieger wäre möglicherweise ein Nacheinander, aber dann würde das Bauvorhaben mit all den zu erwartenden Behinderungen auch wesentlich länger dauern. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Limmerstraße vom Gesamtvorhaben spürbar länger als zwei Jahre betroffen sein wird.
Derzeit hat die Infra zwei Anschlusspunkte in Arbeit: Der Haltepunkt Wunstorfer Straße soll in diesem Dezember in Betrieb gehen, die Glocksee-Haltestelle voraussichtlich in zwei Jahren; 2019 beginnen dort die Leitungsarbeiten.
Drei Hochbahnsteige werden auf der Limmerstraße gebaut
Bummeln, Essen und Trinken im Freien, Freunde treffen: Die Limmerstraße in Linden ist einer der beliebtesten Orte in Hannover.
Gibt es Entschädigungen?
Zwei der drei geplanten Haltepunkte an der Limmerstraße entstehen im Bereich der Fußgängerzone. „Wir wollen sie dort, wo viele Menschen sind“, begründete Franz. Weil die neuen Haltepunkte mehr Platz brauchen, müssen auch die Gleise weiter auseinander liegen. Damit schrumpft der Raum, den heute Radfahrer und Fußgänger haben. Einige Bäume dürften wegfallen.
„Die Limmerstraße wird man wohl teilweise nicht mehr wiedererkennen“, sagte Wirtschaftsforum-Vorsitzender Peter Hoffmann-Schoenborn. Vor allem Intensität des Baubetriebs, Sperrungen und die unklare Bauzeit bereiten vielen Kaufleuten Sorgen. Ob es Entschädigungen gebe, wollten sie wissen. „Ja, das kann es geben“, sagte Knoblich. Gewisse Einbußen hätten Ladeninhaber allerdings hinzunehmen. Detailfragen kläre die Infra mit jedem Antragsteller.
Von Marcel Schwarzenberger
HAZ