Lüttje Lage: Das große Werfen
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Uwe Janssen
© Quelle: Redaktion
Warum heißt ein Wurfzelt Wurfzelt, obwohl seine Bestimmung im Beherbergen und nicht im Werfen wurzelt? Oder vielmehr im Geworfenwerden. Ist es jetzt ein neuer Trend, Dinge zu werfen? Kann man eine Waschtablette nicht einfach in die Waschtrommel legen anstatt sie mit einem Kegelschwung reinzuschmeißen, wie uns fröhliche Waschwichte in der Werbung weismachen wollen? Was bei lausigem Wurftalent übrigens nicht zu sauberen Socken, sondern zu Macken an der Maschine führt. Muss man Pillen einwerfen statt sie einfach in den Mund zu stecken? Die Wurfantenne – hat man früher über Äste geworfen, um den Rundfunkempfang zu verbessern. Allerdings zu Zeiten, als die Nachrichten noch mit „Achtung, Achtung“ anfingen. Oder eine Wurfkiste – völlig irreführender Name und gefährlich für Welpen, wenn sie plötzlich in ihrer Box durch die Wohnung fliegen, weil Herrchen wieder zu faul war, einen Blick in die Anleitung zu, ja, werfen.
Zurück zum Wurfzelt. Kein Sportgerät für die Disziplin Zeltwurf. Kein mobiler Katzenkreißsaal. Sondern ein Zelt, das sich alleine aufbaut, weil seine Stangenarchitektur unter Spannung steht und sich, einmal aus der Schutzhülle befreit, mitsamt der Zelthaut frei entfaltet. Das ist sehr praktisch, es sei denn, man behält es während der Entfaltung staunend in der Hand. Dann wird man von seinem eigenen Zelt verprügelt wie bei einem Känguru-Angriff. Auf Campingplätzen außerhalb Australiens sicher eine Show, und wenn man drauf steht, bitte schön. Besser ist aber, das Zelt nach dem Auspacken von sich zu werfen. Allerdings nicht bei starkem Wind, sonst macht sich das Zelt auf seine eigene Urlaubsreise und wird irgendwo – natürlich unscharf – fotografiert, damit es am nächsten Tag als Ufo in der Boulevardpresse auftauchen kann.
Wenn es aber windstill ist, freut man sich an seinem Wurfzelt und der gesparten Aufbauzeit. Und zwar exakt so lange, bis man es wieder zusammenlegen muss. Denn: Es wehrt sich. Mit allen Stangen. Tipp: Vorher eine Anleitung auf Youtube angucken. Sonst kommt das Känguru zurück.
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HAZ