Die tägliche Hannover-Glosse
So bemerkenswert kann das Leben in Hannover sein: In der täglichen Kult-Glosse „Lüttje Lage“ erzählen HAZ-Autoren von den skurrilen, absurden und lustigen Erlebnissen des Alltags. Heute: Herr Mobike sieht alles.
Gucken alle? Nicht zurückgucken, das sähe so ertappt aus. Einfach fahren. Mobike, Massenleihradeln, Pedalsharing, Appstrampeln, Farbradfahren. Die Oranje-Tretmühlen also, von denen man dachte, sie stehen zur Dekoration in der Stadt rum und werden alle zwei Tage versetzt, damit sie benutzt aussehen. Obwohl niemand jemals auf so einem Ding gesehen worden ist, und wenn, dann war es Herr Mobike selbst oder einer seiner Leiharbeiter, der Borgwart für das Quartier List. Und jetzt ist man selbst einer von denen, die nicht existieren. Kein Wunder, dass alle gucken.
Nun also. Start am Vahrenwalder Bad, Ziel: Lister Platz. Erstmal die App laden und sich registrieren. Innerhalb von einer Minute haben die Chinesen Kontrolle über Handydaten, Kamera, Ortungsfunktionen und Konto. Vor irgendeinem kinoleinwandgroßen 16-K-Bildschirm in Pekingerode sitzen Herr Mobike und sein engster Stab und beobachten über eine All-Drohne die Fahrt zum Lister Platz, wie einst der Baron de Lefuet Timm Thaler bei dessen Suche nach seinem verlorenen Lachen.