Die tägliche Hannover-Glosse
So bemerkenswert kann das Leben in Hannover sein: In der täglichen Kult-Glosse „Lüttje Lage“ erzählen HAZ-Autoren von den skurrilen, absurden und lustigen Erlebnissen des Alltags. Heute: Zeichen in der Krise
Hannover. Es wird ernst. Die Erste von uns ist Oma geworden. Großmutter. Ganz so läuft das nicht, wie Carola sich das vorgestellt hat. Sie hat sich nicht neun Monate lang mit ihrem Ältesten auf den Nachwuchs gefreut. Sie weiß es erst seit Nikolaus – Geburtstermin war der 31. Januar. Noch so einiges ist anders. Der Sohn hat gemeinsam mit seinen Brüdern einen Großteil des vergangenen Jahres im Hotel Mama verbracht. Die werdende Mutter ist indes in Heidelberg in der – immerhin gemeinsamen – Wohnung geblieben und hat gearbeitet.
Den kleinen Frido hat die junge Oma in mittleren Jahren auch noch nicht zu Gesicht bekommen. In den ersten vier Wochen ist Besuch nicht erwünscht, das Trio möchte unter sich bleiben. Nun könnte sich Carola in Babyfachmärkten mit Powershopping trösten. Aber auch das geht nicht. Aus Gründen der Nachhaltigkeit sind nur gebrauchte Spielsachen und Strampler erwünscht, alles Neue sei völlig unnötig und der reinste Klimakiller. Es gibt handgenähte Stoffwindeln und selbst gemachte Wundsalben, auf den Fotos trägt der kleine Frido gehäkelte Strampelhosen aus blassgelber Baumwolle der Sechzigerjahre.