Möbel-Taxi ist eine Erfolgsgeschichte
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Chef von zwölf Mitarbeitern: Möbel-Taxi-Gründer Joseph Botros.
© Quelle: Foto: S. Steiner / Collage: r.
Wülfel. Es war ein Spontankauf: Dann stand Joseph Botros da mit seinem riesigen Fernseher – und wusste nicht, wie er sein schweres Schnäppchen transportieren sollte. „Für ein Lastentaxi war er zu sperrig, ihn ins Lager zurücknehmen, um ihn dort kurzzeitig aufzubewahren, das wollte das Geschäft nicht“, sagt Botros. Also musste er einen Freund anrufen, der einen Transporter mietete. „Ein großer Aufwand war das!“, erinnert sich Joseph Botros. Doch so kam ihm die Idee, selbst diese Dienstleistung anzubieten: „Ich dachte mir: Wenn es mir so geht, dann geht es vielleicht auch anderen Kunden so, die spontan ein Möbel kaufen und nicht wissen, wie sie es auf die Schnelle nach Hause transportieren sollen“, sagt der Inhaber von Möbel-Taxi in seinem Büro an der Loccumer Straße.
Der heute 32-Jährige besorgte sich einen alten Mercedes-Sprinter und begann, mit einem Freund zusammen, für Bekannte als Möbel-Taxi-Unternehmen zu arbeiten. „Allen, denen ich davon erzählte, fanden die Idee toll“, erzählt der gelernte Speditionskaufmann weiter, der für seine Geschäftsidee keinen Kredit von einer Bank bekam. „Heute bin ich stolz, dass ich alles aus eigener Kraft auf die Beine gestellt habe, mithilfe meiner Frau und meiner Freunde.“
Möbel-Taxi transportiert nicht nur Schränke, Sessel und andere Möbel, sondern bietet auch einen Umzugsservice für kleinere Umzüge an. Und die Firma hat dabei ungewollt auch schon mal Schicksal gespielt: „Ich bekam abends um 18 Uhr einen verzweifelten Anruf eines Mannes, der dringend seine Sachen von der Straße haben wollte. Er war vor die Tür gesetzt worden und als ich da ankam, stellte sich heraus, dass er noch keine neue Wohnung hatte.“ Botros hatte Mitleid mit dem Kunden. „Ich sagte ihm: ,Ok, ich packe Ihre Sachen erst mal ein und dann müssen wir noch zu einer Kundin, die schon bei Ikea wartet.’“ Bei dem Möbelhaus angekommen, entschuldigte sich der Kunde zerknirscht bei der Frau und packte auch gleich mit bei ihren Möbeln an. „Und als sie dann die Adressen austauschten, dachte ich, na da knistert’s ja“, erinnert sich Botros und strahlt.
Tatsächlich meldete sich der Mann zwei Tage später – Botros hatte ausnahmsweise dessen Möbel zwischengelagert – und wollte seine Sachen wieder abholen. „Ich ziehe bei ihr ein, es ist die große Liebe“, erfuhr der verdutzte Chef von Möbel-Taxi. „Seitdem heißen wir bei den beiden „Möbel-Love-Taxi.“
Die Idee, für kleines Geld schwere Sachen zu transportieren, schließt offenbar eine Marktlücke: „Die großen Speditionen warten erst, bis sie die Lkws voll haben, und der Kunde wartet auch – manchmal bis zu drei Wochen. Wir sind hingegen sofort da. Bei uns macht es die Masse an Aufträgen“, verrät er. Eine Tour kostet im Stadtgebiet knapp 30 Euro, hinzu kommt noch – wenn gewünscht – der Trageservice. Inzwischen hat Botros sechs Fahrzeuge und beschäftigt zwölf Mitarbeiter, eine bunte Truppe mit Männern aus Serbien, Syrien, der Türkei, Russland und Deutschland – er selbst kam 1996 mit seinen Eltern aus Ägypten in die Bundesrepublik.
Der Service von Möbel-Taxi hat sich herumgesprochen: „Inzwischen kommen große Unternehmen wie zum Beispiel Möbelhäuser auf uns zu“, sagt Joseph Botros erfreut. Exklusive Verträge will er aber nicht machen, denn: „Wir sind für alle da, für den Studenten wie für die älteren Kunden. Und das soll auch so bleiben!“
Von Sonja Steiner
HAZ