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Historisches Erbe im Hinterhof

Museum widmet sich der „schwarzen Kunst“

Peter Thiel, der bis zu seiner Rente als Schriftsetzer gearbeitet hat, zeigt bei Führungen, wie das Handwerk funktioniert.

Peter Thiel, der bis zu seiner Rente als Schriftsetzer gearbeitet hat, zeigt bei Führungen, wie das Handwerk funktioniert.

Hannover. In den Räumen der ehemaligen Druckerei in einem Hinterhof an der Limmerstraße geht es wuselig zu. 23 Schüler einer fünften Klasse vom Misburger Kurt-Schwitters-Gymnasium besuchen zusammen mit ihren Lehrerinnen Magda Jaworski und Miriam das Buchdruckmuseum des „Freundeskreises Schwarze Kunst“, das dort seine Heimat hat. Jeder kann das machen, war ihn gerade interessiert. Die einen sehen sich die historischen Maschinen an, andere setzen unter Anleitung von Peter Thiel ihren Namen in Blei oder sehen zu, wie an der Abziehpresse aus dem Jahr 1964 ein Handabzug mit dem Konterfei von Johannes Gutenberg entsteht, dem Erfinder der Kunst, um die es hier geht. Für Thiel und seine Kollegen ist das die Welt, in der sie jahrzehntelang gearbeitet haben. „Die Kinder kennen das gar nicht mehr“, sagt Jaworski.

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„Mir gefällt hier alles, ich will mir auch alles angucken“, sagt der Schüler Sascha. Damit wäre ein Wunsch erfüllt, den die Mitglieder des Freundeskreises hegen. „Wir wollen das Fachwissen der Buchdruckkunst der Nachwelt erhalten und weitergeben“, erklärt der Vorsitzende Wolfgang Schmidt. Schließlich seien die Maschinen, Werkzeuge und Handwerkstechniken, um die es hier geht, aus den modernen Betrieben verschwunden. Der Druck wird heutzutage weitgehend digital gesteuert.

Setzer, Drucker und Buchbinder haben den Freundeskreis gegründet. Mit ihrem Museum kamen sie zunächst am Kötnerholzweg unter, seit 2007 sind sie an der Limmerstraße zu finden. Die Räume der ehemaligen Druckerei sind gut gefüllt. Im Erdgeschoss stehen Druckpressen, eine große Setzmaschine, Setzkästen und Schriften – alles Geräte, die von Druckereien ausrangiert worden sind und die dem Museum gespendet wurden. Im Obergeschoss findet man Literatur, Devotionalien, alte Zeitungsseiten und einen kleinen Vortragsraum.

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„Wir haben die Sachen nicht nur zum Angucken hingestellt. Sie sollen auch benutzt werden“, erklärt Schmidt. Peter Thiel, ausgebildeter Schriftsetzer, erklärt den Misburger Schülern mit Engelsgeduld, wie der Bleisatz funktioniert und wie sie einzelne Lettern zu ihrem Namen zusammenfügen müssen. „Nicht anfassen, das muss erst trocknen“, ruft er, als eine Schülerin sich schnell den Gutenberg-Abzug greift. Zu spät, macht aber nichts. Am Ende entsteht ein kleines Notizbuch für die „Kurtis aus der 5E“ als Andenken.

73 Mitglieder hat der Freundeskreis aktuell. Zwar ist unter ihnen auch ein 22-jähriger Student, aber das Durchschnittsalter liegt im Rentnerbereich. „Wir brauchen Nachwuchs“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Lothar Preikschat unumwunden. Finanziell kommt der Verein, der für sein Museum zwar Spenden, aber keine öffentliche Förderung erhält, einigermaßen über die Runden. „Zehn Jahre können wir das noch machen“, erklärt Preikschat. Spätestens dann müssten sich andere darum kümmern, dass die „schwarze Kunst“ nicht in Vergessenheit gerät.

Das Buchdruckmuseum Hannover an der Limmerstraße 43 (Hinterhof) ist mittwochs von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Freundeskreis Schwarze Kunst als Betreiber bietet darüber hinaus auf Wunsch Sonderführungen für Gruppen und Schulklassen, Kindergeburtstagsfeiern und Vorträge an. Kontaktaufnahme dazu ist unter der Telefonnummer (0511) 2 20 82 53 oder per E-Mail an buchdruck.museum@htp-tel.de möglich. Da es am Museum in der Lindener Fußgängerzone kaum Parkplätze gibt, empfiehlt der Verein Besuchern die Anreise mit der Stadtbahnlinie 10. Außerdem macht er darauf aufmerksam, dass das Museum nicht barrierefrei ist.

Von Bernd Haase

HAZ

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