Nach etlichen Verstößen: Frauenschwimmen verläuft jetzt friedlich
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Beim Frauenschwimmen im Vahrenwalder Bad gibt es nach Angaben der Stadt jetzt weniger Probleme.
© Quelle: Foto: Katrin Kutter
Hannover. Picknick am Beckenrand, bekleidet im Wasser stehen, Drohungen gegenüber Badmitarbeiterinnen – solche Missstände während der Frauenschwimmzeiten im Vahrenwalder Bad gehören der Vergangenheit an. „Es gab keine Auffälligkeiten mehr, wir mussten keine Hausverbote mehr aussprechen“, sagte Sportdezernentin Konstanze Beckedorf am Donnerstag auf Nachfrage der AfD im Rat. Die Situation habe sich komplett geändert. Grund sei ein Bündel von Maßnahmen, das die Stadt ergriffen habe. Unter anderem hat die Verwaltung die Höchstzahl der Badegäste auf 200 beschränkt, zuvor wurden mehr als doppelt so viele Frauen am Freitagnachmittag in die Schwimmhalle gelassen.
Badmitarbeiterinnen wurden bedroht
Badmitarbeiter hatten im Dezember 2017 Alarm geschlagen. Sie berichteten, dass nicht wenige Besucherinnen gegen Bade- und Hygienevorschriften verstießen. Manche stiegen mit Jeans ins Wasser und picknickten am Beckenrand. Viele der überwiegend muslimischen Frauen und Mädchen stünden ohnehin nur im Nichtschwimmerbecken und unterhielten sich, berichteten Badmitarbeiterinnen. Ermahnungen seien ignoriert worden, einige Badegäste drohten, Väter und Brüder zu holen. Die Vorfälle lösten eine politische Debatte aus. Am Ende versprach die Stadtverwaltung, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Zahl der Badegäste jetzt deutlich reduziert
Wurden zuvor bis zu 500 Gäste zu den Frauenschwimmzeiten eingelassen, sind es jetzt nur noch 200. Eine Anzeigetafel im Eingangsbereich informiert darüber, ob sich ein Besuch noch lohnt. „Zuvor war das Bad überbelegt. Das war sehr belastend“, sagt Grünen-Ratsfrau Renee Steinhoff aus eigener Erfahrung. Zum Teil hat die Stadt mehr Badegäste eingelassen als Garderobenschränke vorhanden waren.
Durch die reduzierte Besucherzahl herrscht weniger Lärm in der Schwimmhalle. Auch hat das Badpersonal einen besseren Überblick über das Geschehen im Wasser. „Situationen mit Gefahr für Leib und Leben der Badegäste entstehen damit nicht mehr“, sagt Beckedorf.
Personal wird im Umgang mit anderen Kulturen geschult
Zudem setzt die Verwaltung mehr Personal ein, um während der Frauenschwimmzeiten für Ordnung zu sorgen. „Das Badpersonal wurde durch den Einsatz von Brückenbauerinnen und weiteren Mitarbeiterinnen des Integrationsmanagements unterstützt“, sagt Dezernentin Beckedorf. Insgesamt wurden die Badmitarbeiterinnen im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen geschult. Dadurch sei ein „beidseitiges Verständnis“ zwischen Badegästen und Personal entstanden, sagt Beckedorf. Bedrohungen von Mitarbeitern habe es nicht mehr gegeben.
Zudem ließ die Stadt Piktogramme aufhängen, die die Baderegeln erklären. Nach der Sommerpause will die Verwaltung eine aktualisierte Haus- und Badeordnung herausgeben, die leicht verständlich und kundenfreundlich sein soll.
Frauenschwimmen auf andere Bäder ausweiten?
Innerhalb der Mehrheitsfraktionen von SPD, Grünen und FDP wird nun diskutiert, Frauenschwimmen auch in anderen Bädern anzubieten. Bisher gibt es Schwimmzeiten ausschließlich für weibliche Gäste nur im Vahrenwalder und im Stöckener Bad. Das Stöckener Bad ist jedoch ebenso wie das Vahrenwalder Bad wegen Wartungsarbeiten bis Anfang September geschlossen. Im Mehrheitsbündnis wird überlegt, künftig auch im Fössebad Schwimmzeiten nur für Frauen zu reservieren. Ganz unumstritten ist die Idee nicht. „Wir müssen zunächst prüfen, wie hoch die Auslastung zu den üblichen Badezeiten ist“, heißt es aus dem Bündnis.
Auch die Stadt ist skeptisch. Die Frauenschwimmzeiten seien zwar sehr begehrt, aber man brauche auch mehr Personal. „Das lässt sich im Moment nicht darstellen“, sagt Beckedorf.
Von Andreas Schinkel