Nach Waffen- und NS-Orden-Fund: Stiftung für Opfer rechter Gewalt kritisiert hannoversche Ermittler
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Diese Waffen wurden unter anderem bei dem 29-Jährigen in Stöcken sichergestellt.
© Quelle: Polizeidirektion Hannover
Hannover. Nach dem Fund von 51 Schusswaffen und Nazi-Devotionalien bei einem 29-Jährigen in Stöcken gehen die Ermittler weiterhin davon aus, dass der Verdächtige nicht aus politischen Motiven gehandelt hat. "Wir haben bislang keine Hinweise darauf, dass er in der rechtsextreme Szene aktiv war und dass er die Waffen zu einer politischen Tat einsetzen wollte", sagt Kathrin Söfker von der Staatsanwaltschaft.
Die Amadeu Antonio Stiftung, die sich um Opfer rechter Gewalt kümmert, kritisiert deswegen die Ermittler. „Die Haltung der Staatsanwaltschaft in Hannover macht uns fassungslos“, sagt Viola Schmidt von der Stiftung. Das Attentat im neuseeländischen Christchurch, bei dem ein junger Mann mit gehorteten Waffen und rechtsradikaler Gesinnung 50 Menschen erschossen hatte, habe deutlich gezeigt, welche Entwicklungen es in jüngster Zeit in der rechten Szene gegeben habe. „Wir sind deswegen sehr verwundert darüber, dass die Staatsanwaltschaft keine Ermittlungen in diese Richtung aufgenommen und sofort einen politischen Hintergrund ausgeschlossen hat“, sagt Schmidt.
Verdächtiger ist in Deutschland nicht offiziell gemeldet
Gegen den 29-jährigen Deutschen wird derzeit wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz und des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. Er sitzt wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. „Er hat zwar ein Zimmer in der Stöckener Wohnung seines Vaters gehabt, ist aber weder dort noch sonst irgendwo offiziell gemeldet“, sagt Söfker.
Unklar ist bislang, wie der 29-Jährige den Kauf der zahllosen Waffen finanziert hat und ob eine der Waffen möglicherweise für ein anderes Verbrechen benutzt worden ist. Ebenfalls wird geprüft, woher die 100 000 Euro in bar stammen, die in der Wohnung ebenfalls sichergestellt werden konnten. Der 29-Jährige selbst bleibt bei seiner Darstellung, er sei lediglich ein Waffensammler. Die Ermittler gehen darüber hinaus davon aus, dass der Vater des Verdächtigen nichts mit dem Horten der Waffen und NS-Devotionalien zu tun hat. Die Ermittlungen dauern weiter an.
Von Tobias Morchner