Niemand hilft nach Fuchsbiss
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Nach einem Fuchsbiss musste Falko Weselmann eine Irrfahrt durch das hannoversche Gesundheitswesen durchmachen.
© Quelle: dpa (Symbolbild)
Hannover. Die Geschichte beginnt am Donnerstagmorgen als Weselmann sich mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit machen will. Ein Fuchs, der zuvor schon ums Haus gestreunt ist, fällt ihn an und beißt ihn in den Finger. Es blutet aus einer kleinen Wunde und Weselmann sorgt sich, ob der Fuchs möglicherweise unter Tollwut leiden könnte.
Auf den Rückruf des Landesgesundheitsamtes, wo er sich nach den Möglichkeiten für eine Schutzimpfung erkundigen will, wartet er eineinhalb Stunden. Dann erteilt eine Ärztin dem Pflegesachverständigen den Rat, ins Siloah-Krankenhaus zu fahren, die dortige Zentralapotheke habe die Impfstoffe gegen Tollwut.
Im Siloah wird Weselmann dann aber gar nicht behandelt. Der Grund: Weil der Fuchs ihn auf dem Weg zur Arbeit gebissen hat, handele es sich um einen sogenannten Wegeunfall, für den die Berufsgenossenschaft zuständig ist. „Dann können wir sie sowieso nicht aufnehmen, weil wir nicht mit der Berufsgenossenschaft abrechnen können“, sagt ein Klinikums-Mitarbeiter. „Der Impfstoff ist ein paar Meter entfernt, und ich soll woanders hinfahren“, sagt der Mann aus dem Seelzer Ortsteil Almhorst. „Das kann man gar nicht verstehen.“ Eine Klinikumssprecherin bestätigt den Ablauf.
Weil er Angst vor Tollwut hat und auch eine nachträgliche Impfung noch vor der lebensgefährlichen Infektion schützt, fährt Patient Winkelmann jetzt in die MHH. In der Notaufnahme der größten hannoverschen Klinik wird der Finger zunächst geröntgt, obwohl nur noch ein Kratzer zu sehen ist. „Meine Bitte, mich zu impfen, wird ignoriert“, berichtet er. Stattdessen bringt ein Pfleger Winkelmann in die MHH-Klinik für Plastische-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Der dortige Chirurg schickt ihn wieder zu den Internisten in der Notaufnahme zurück. Hier wird Weselmann jetzt erklärt, dass eine Tollwutimpfung nicht nötig sei, weil es Fuchstollwut nicht mehr gebe. Eine schriftliche Bestätigung dafür, könnten die Internisten aber nicht geben, weil sie nicht mit der Berufsgenossenschaften abrechnen könnten. Das entsprechende Schreiben muss sich der Patient in der Chirurgie abholen.
Als Weselmann dann ungeimpft am Abend nach Hause kommt, liegt der Fuchs tot in seinem Carport. Das verunsichert ihn dann noch mehr, denn scheinbar war das Tier tatsächlich lebensbedrohlich krank gewesen. Eine Untersuchung des toten Fuches durch Veterinäre ergibt aber keine Hinweise auf die gefährliche Virusinfektion.
Weselmann kann jetzt zwar wieder besser schlafen, die Irrfahrt durch das hannoversche Gesundheitswesen wird er aber nicht so schnell vergessen.
Regionssprecher Nils Meyer rät, sich in ähnlichen Fällen an den Hausarzt zu wenden. Auch das Gesundheitsamt der Region berät und impft, allerdings nur zu bestimmten Zeiten.
HAZ