Obdachlose können jetzt auch in Marktkirche schlafen
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Obdachlose in Hannover können bei den frostigen Temperaturen nun auch in der Marktkirche übernachten.
© Quelle: Ole Spata
Hannover. Angesichts klirrender Winterkälte öffnet die Marktkirche in Hannover nachts ihre Türen für Menschen ohne Obdach. An diesem Wochenende können sie in einem Raum unter dem Kirchenschiff einen warmen Platz zum Schlafen finden, sagte Diakoniepastor Rainer Müller-Brandes. „Es geht um Erste Hilfe. Wenn bei diesen Temperaturen Menschen draußen übernachten müssen, sind wir als Kirche, Christen und Menschen gefragt, etwas zu tun.“
In eisiger Kälte im Freien zu übernachten, sei lebensgefährlich, sagte Müller-Brandes. In dem Saal unter der Marktkirche hätten Obdachlose auch die Möglichkeit, sich einen heißen Tee zu kochen. Zudem gibt es für sie eine Dusche und Toiletten. Zwei Helfer sind stets als Nachwache vor Ort.
Zum Frühstück können die Obdachlosen laut Müller-Brandes in den „Mecki“-Laden der Diakonie unter dem Hauptbahnhof gehen. Mitarbeiter bieten dort Speisen an, die von Imbiss-Geschäften am Hauptbahnhof gespendet und von der Bahnhofsmission eingesammelt wurden. „Da kommen im Monat schon mal zwei Tonnen zusammen.“
In der Nacht zum Freitag nahm bereits ein Mann polnischer Herkunft das Angebot an. Er habe noch nicht einmal einen Schlafsack dabeigehabt, nur einen Rucksack. „Für ihn muss das die Rettung gewesen sein, dass er noch etwas gefunden hat“, sagte einer der Helfer, der als Nachtwache dabei war.
Der Mann musste am Morgen mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht werden. Im Laufe der Nacht hätten sich bei ihm Zittern und Krämpfe bemerkbar gemacht. Die Helfer vermuteten Entzugserscheinungen. Zwei weitere Männer, einer von ihnen an der Hand verletzt und offenbar alkoholisiert, hätten sich die Unterkunft am Abend zuvor angesehen, seien dann aber weitergezogen.
Der Kirchenvorstand der Marktkirche hat nach Angaben des Diakoniepastors schon länger über die Aktion nachgedacht und sie in der vergangenen Woche beschlossen. Einlass am Freitag und am Sonnabend ist jeweils von 20 bis 22 Uhr.
Zuvor hatte bereits die Üstra die U-Bahnstation Kröpcke für Obdachlose geöffnet. Sie können dort unter der Rolltreppe schlafen. Der eigene Sicherheitsdienst Protec kontrolliert in regelmäßigen Abständen, damit es nicht zu Übergriffen auf die Obdachlosen kommt.
Von epd/sbü