Oberbürgermeister empfängt Heinz Rudolf Kunze im Rathaus Hannover
Lange ist es her. 1985 hatte Heinz Rudolf Kunze seine Heimatadresse musikalisch noch anderswo verortet: „Ich bin auch ein Vertriebener“, hatte er gesungen, „fester Wohnsitz Osnabrück“, hieß es zwei Textzeilen später. Mittlerweile wohnt er seit 22 Jahren in der Wedemark, steht seit 2003 im Goldenen Buch der Stadt Hannover – und keiner denkt mehr an Osnabrück, wenn er an Kunze denkt. Und weil Oberbürgermeister Stephan Weil offenkundig froh darüber ist, hatte er gestern zum Empfang ins Rathaus geladen, um das 30-jährige Bühnenjubiläum des Musikers und Songschreibers zu feiern.
Es scheine ja das Rezept zum Erfolg zu sein, von Osnabrück nach Hannover zu kommen, scherzte Weil in Anspielung auf den Weg, den der heutige Bundespräsident und frühere Ministerpräsident Christian Wulff genommen hatte. Dann überreichte er Kunze und dessen Ehefrau Gabi Kunze ein riesiges Lebkuchenherz mit einer Aufschrift, die den bekanntesten Hit des Künstlers aufgreift: „Dein ist mein ganzes Herz. Hannover gratuliert.“
Da freute sich auch Kunzes langjähriger Wegbegleiter Heiner Lürig, der vor 25 Jahren die Musik des Songs geschrieben hatte und gestern mit unter den Gratulanten war. Dabei waren unter anderem auch Kunzes Kinder Paul und Marlene, Musikerkollege Christof Stein-Schneider, ehemals Fury in the Slaughterhouse, die Konzertveranstalter Wolfgang Besemer und Michael Lohmann, Kulturdezernentin Marlis Drevermann und Weils Vorgänger Herbert Schmalstieg. Seine erste Begegnung mit Hannover, erzählte der Musiker, habe er als Zehnjähriger gehabt: „Da bin ich in einer Bücherei in Vahrenwald Landessieger im Vorlesewettbewerb geworden.“
Weil lobte die Produktivität des Künstlers, der in den vergangenen 30 Jahren 32 Alben veröffentlicht hat. Insbesondere hob er die zusammen mit Lürig verfassten Shakespeare-Musicals für das Gartentheater Herrenhausen hervor. Begonnen hatte Kunzes Karriere 1980 mit einem Preis auf dem Pop-Nachwuchs-Festival in Würzburg. Ausgezeichnet wurde er dort für den Titel „Bestandsaufnahme“ – die ironisch-selbstkritische Bilanz eines damals erst 24-Jährigen, der erklärte, leider schon mit zu vielem im Leben einverstanden zu sein.
Heute singt er auf seiner gerade erschienenen CD „Die Gunst der Stunde“ unter anderem über „Hunderttausend Rosen“. Kürzlich ist er bei Carmen Nebel im Fernsehen aufgetreten, die Schlagerszene hat den von Weil so bezeichneten „Intellektuellen unter den Showstars“ entdeckt. Doch was soll man sagen: Das Album ist auf Anhieb auf Platz acht der Charts eingestiegen.