Hannover

Oberirdisches Stadtbahnprojekt in der City ist abgeschlossen

Der neue Mittelhochbahnsteig an der Münzstraße ist außergewöhnlich breit – und bietet einen direkten Zugang zu den unterirdisch fahrenden Stadtbahnlinien.

Der neue Mittelhochbahnsteig an der Münzstraße ist außergewöhnlich breit – und bietet einen direkten Zugang zu den unterirdisch fahrenden Stadtbahnlinien.

Hannover. Auch wenn der schmucke Mittelhochbahnsteig am Steintor schon seit zwei Monaten genutzt wird und bereits die ersten Gebrauchsspuren zeigt: Allein aufgrund der frühlingshaften Temperaturen war es eine weise Entscheidung, dass Region und Stadt Hannover sowie Infra und Üstra erst an diesem Sonnabend offiziell die Fertigstellung des oberirdischen Stadtbahn-Projekts zwischen Raschplatz und Goetheplatz feierten. Nach dreieinhalb Jahren Bauzeit sind nun alle Haltestellen der Linien 10 und 17 auf diesem Streckenabschnitt barrierefrei, einige von ihnen wurden von den Architekturbüros Bünemann und Collegen (Steintor, Raschplatz) sowie Müller Khalis (Hauptbahnhof/Rosenstraße) veredelt. Zum festlichen Anlass spielten die dreiköpfige Band Street Paraders Dixiland-Jazz, zudem wurde das geneigte Publikum mit Gratis-Waffeln und Umsonst-Kaffee bei Laune gehalten.

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Im Rahmen mehrerer Redebeiträge bekundete Regionspräsident Hauke Jagau seine Genugtuung, dass die Verantwortlichen den Kritikern der oberirdischen Linienführung nicht nachgegeben haben: „Wir müssen lernen, zu Entscheidungen zu stehen und nicht gleich umzufallen.“ Das Projekt sei ein „Riesengewinn“, auch in Bezug auf die Umgestaltung der Kurt-Schumacher-Straße. Dankbar sei er den Anwohnern und Geschäftsleuten für ihre Geduld während der Bauphase. Von einem „tollen Gesamtpaket, das die Attraktivität der Stadt Hannover steigert“, sprach Oberbürgermeister Stefan Schostok. Er wies darauf hin, dass immer noch ein paar Restarbeiten ausstehen. So sollen auf der Goethestraße, die sich endlich wieder bauzaunfrei und mit frischer Optik präsentiert, noch 120 Bäume gepflanzt werden. Fuß- und Radwege sowie die Auto-Fahrstreifen wurden bereits runderneuert.

Kritik von Tunnelinitiative

„Wir sind beim Großprojekt 10/17 im Zeit- und Kostenrahmen geblieben“, verkündete Infra-Geschäftsführer Christian Weske stolz – also bei gut 50 Millionen Euro. Von der Initiative „Pro D-Tunnel“, die gegen den oberirdischen Ausbau war, kam prompt Kritik: Das Projekt sei noch lange nicht abgeschlossen. Es fehlten unter anderem noch der Ausbau der Strecke vom Goetheplatz zur Glocksee, wo ein 70-Meter-Hochbahnsteig gebaut werden soll, und der Rückbau der alten Gleise zum Aegi. Die Region „dürfte noch einige Millionen-Beträge draufschlagen“, schreibt Initiativsprecher Jens Pielawa.

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8100 Umsteiger am Tag

Für die Üstra allerdings lobte der Vorstandsvorsitzende Volkhardt Klöppner die vielen bequemen Umsteigemöglichkeiten, die es nun am Raschplatz und am Steintor gibt. Von dem mit gut sieben Metern außergewöhnlich breiten Mittelbahnsteig am Steintor kann man beispielsweise ohne jegliche Fahrbahnquerung direkt in den Untergrund abtauchen – per Treppe oder Fahrstuhl – und über die Verteilerebene auf kürzestem Wege zu den Stadtbahnlinien 4, 5, 6 und 11 gelangen. Die Regiobuslinien 300, 500 und 700 halten an der Münzstraße ganz nahebei, und zu den Üstra-Buslinien 128 und 134 ist es auch nur ein Katzensprung. 8100 Menschen, so Hauke Jagau, würden tagtäglich rund um den 154. Hochbahnsteig der Stadt in Busse und Bahnen einsteigen oder sie verlassen. In Hannover seien nun 79 Prozent aller Stadtbahnstopps barrierefrei zugänglich.

Der Haltepunkt Steintor mit seiner langgestreckten, stählernen Überdachung ist ein Hingucker, in den verspiegelten Metallplatten an der Unterseite lässt sich manch reizvolle Dopplung von Menschen und Fahrzeugen beobachten. Auch viele Details wie Notruf- und Infosprechstelle, Informationsanzeiger, Fahrscheinautomat und das taktile Leitsystem für Blinde sind auf dem neuesten Stand. Andreas Mangelsdorf, der die Braille-Schriftzeichen an den Geländeraufgängen und die in den Boden eingelassenen Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfelder für den Blindenverband Niedersachsen testete, war im Großen und Ganzen zufrieden: „Es müssen nur noch ein paar Kleinigkeiten nachgebessert werden.“

Kein Parkplatz für Räder

Dass es nun am Steintor ein paar Dutzend Meter Rasengleise gibt, hat für Infra-Betriebsleiter Martin Vey zwei Vorteile: der Lärm der Stadtbahnen wird verringert und die Sommerhitze gelindert, „auch wenn der Effekt nicht riesig ist“. Dass Verkehrsplaner heute mit allem rechnen müssen, zeigt sich an den Auffahrtsrampen zum Mittelbahnsteig. Dort sind etliche blau-weiße Schilder montiert, die das Parken von Fahrrädern an den Metallstreben untersagen. Aber vielleicht werden im Zuge der geplanten Umgestaltung des Steintorplatzes ja so viele Abstellbügel für Räder in den Boden eingelassen, dass niemand auch nur auf die Idee kommen würde, den Rollstuhl-Zugang zum Hochbahnsteig mit seinem Zweirad zu blockieren.

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Wie geht es weiter?

Derzeit wird der Ausbau der Gleise vom Goethekreisel durch die Braunstraße vorbereitet, aber in diesem Jahr startet wohl erstmal nur der Leitungsbau. Später soll an der Glocksee ein Hochbahnsteig entstehen, damit auch dort barrierefrei ein- und ausgestiegen werden kann. Noch in diesem Jahr will die Infra die alten Gleise vor dem Hauptbahnhof entfernen, wann die Verlängerung zum Aegi verschwindet, ist offen. Völlig offen ist, wann die Strecke durch die Limmerstraße barrierefrei wird – derzeit gibt es vor Ort viel Ärger darum.

Von Michael Zgoll

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