Rund 340 Schüler aus ganz Deutschland treffen sich in Hannover
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Diskutieren über große Themen (v. l.): Lara (15 Jahre) aus Überlingen, Lewe (14 Jahre) aus Glücksburg und Shereen(18) aus Berlin.
© Quelle: Moritz Frankenberg
Hannover. Es geht um die großen Themen wie die Zukunft Europas, die deutsche Schuld, der Einfluss der digitalen Medien, die Finanzkrise und der allgemeine Rechtsruck, es geht aber auch ums Reden, Freunde treffen und Gemeinschaftsgefühl – rund 340 Schüler zwischen 14 und 20 Jahren nehmen an der 28. Bundesschülertagung in der Waldorfschule am Maschsee teil. Das viertägige Treffen dauert noch bis Sonntag. „Es gibt immer Jugendkongresse, die von Erwachsenen organisiert werden, die Bundesschülertagung wird aber von Schülern für Schüler gemacht.“, sagt Salomó (18) aus Kaltenkirchen (Schleswig-Holstein), der zum siebenköpfigen Vorstand und Organisationsteam gehört.
Das Internet gaukelt die perfekte Welt vor
Das Motto in Hannover ist „Sich bewusst – selbstbewusst“, der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und frühere Justizminister Christian Pfeiffer hält den Impulsvortrag. Anschließend sprechen die Jugendlichen in Arbeitsgruppen über das Gehörte. „Wenn man als Kind Hilflosigkeit erlebt, dann strebt man später eher nach Macht und Kontrolle, das finde ich logisch“, sagt ein Mädchen. Eine andere Schülerin sagt, dass wer mit Menschen aufwachse, die unsicher oder negativ eingestellt seien, kaum einen positiven oder selbstbewussten Charakter entwickeln könne. Die sozialen Medien nährten Selbstzweifel, sagt eine Dritte: „Von Influencern wird einem immer das perfekte Bild von der perfekten Welt vorgespielt, da kommt einem das eigene Leben weniger wert vor.“
Lasse (17) aus Rottweil wundert sich darüber, warum Jugendliche, die einzeln für sich genommen ganz „nett und korrekt“ seien, in der Gruppe unerträglich sein könnten. In der Gruppe fühle man sich sicherer, da sei man schnell aufmüpfiger, meint eine Schülerin, andererseits traue man sich auch eher im Freundeskreis, sein wahres Gesicht zu zeigen als allein unter Fremden. Ihre Nachbarin sagt: „Ich bin mit meinen Eltern anders als mit meinen besten Freundinnen, aber das ist doch auch gut so, immer gleich zus ein wäre doch langweilig.“
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Das Organisationsteam der Bundesschülertagung (v. l.): Antonia (18) aus Leipzig, Vincent (18) aus Flensburg, Pauline (16) aus Halle, Justus (18) aus Wuppertal, Elisa (16) aus Bochum, Lea (18) aus Leipzig und Salomó (18) aus Kaltenkirchen
© Quelle: Moritz Frankenberg
In einem anderen Klassenzimmer geht es um das Wiedererstarken der Rechten, aber auch um Heimatliebe: „Wenn man in Deutschland patriotisch ist, ist man schon fast ein Nazi, dieses Verkrampfte ist auch nicht gut“, sagt ein Junge.
„In Waldorfschulen fühlt man sich sofort zuhause“
Louisa (18) aus Freiburg lobt das Gemeinschaftsgefühl, das auf der Tagung herrsche. Das offene Klima gefällt auch Elian (16) aus Haan-Gruiten bei Düsseldorf. „Man muss sich endlich mal nicht rechtfertigen, dass man zur Waldorfschule geht,“ sagt Lasse, „hier sind fast alle Waldorfschüler.“ Rafina (17) aus Mannheim freut sich auf viele neue Kontakte, Matteo (18) aus Nürnberg sagt, dass man sonst selten Gelegenheit habe, solche Redner wie Christian Pfieffer zu hören. Elisa (16) aus Bochum erzählt, dass sie von diesen Treffen immer „inspiriert“ zurückkomme: „Man bekommt viel Input und nimmt ganz viel mit nach Hause.“ Pauline (16) aus Halle sagt: „Wenn man in eine Waldorfschule kommt, fühlt man sich zuhause und geborgen, auch wenn alle Schulen anders aussehen.“
Von Saskia Döhner
HAZ