Sexueller Missbrauch – Violetta hilft Opfern seit 30 Jahren
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Setzen sich für Mädchen ein, die sexuelle Gewalt erlitten haben: Violetta-Vorstand Christiane Wiede und Geschäftsführerin Barbara David in der Cumberlandschen Galerie.
© Quelle: Samantha Franson
Hannover. Die Verletzungen wirken oft ein Leben lang: Wenn Männer junge Mädchen, manchmal noch kleine Kinder, zu Berührungen, Küssen oder Sex zwingen, dann ist das für die Betroffenen ein traumatisches Erlebnis. Seit 30 Jahren nimmt sich Violetta dieser Mädchen und jungen Frauen an. Die Mitarbeiterinnen hören zu, beraten und stützen Betroffene, begleiten sie bei Gerichtsprozessen und helfen auch Angehörigen.
„Viele Opfer schweigen aus Angst, dass ihnen nicht geglaubt wird. Sie erleben einen tiefen Vertrauensverlust“, beschreibt es Carola Reimann, Niedersachsens Sozial-, Gesundheits- und Gleichstellungsministerin bei der Feier zum Jubiläum der Beratungsstelle. Gewalt gegen Mädchen sei ein schwerwiegendes Problem, die Opferzahlen blieben konstant hoch. 2018 wurden landesweit 2575 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Abhängigen registriert, rund 1600 Fälle von Kindesmissbrauch. Und viele Taten kommen nicht zur Anzeige. „Es ist eine traurige Realität, dass wir die Beratungsstellen brauchen. Den Mitarbeiterinnen gebührt großer Dank für ihren wertschätzenden und respektvollen Umgang mit den Mädchen.“
Sexuelle Gewalt an Kindern war ein Tabuthema
Als Violetta 1989 startete, war sexuelle Gewalt an Kindern noch ein Tabuthema, die Häufigkeit wurde unterschätzt. Die engagierte Arbeit von Beratungsstellen wie Violetta bereitete Gesetzesänderungen zum Opferschutz den Weg. „Strafverfahren bleiben jedoch eine große psychische Belastung. Deshalb bieten wir unsere Begleitung an“, sagt Geschäftsführerin Barbara David. Allein im Jahr 2018 haben die Mitarbeiterinnen mit 311 direkt Betroffenen gearbeitet, insgesamt berieten sie in 490 Fällen. An Violetta wenden sich Mädchen und junge Frauen von drei bis 26 Jahren sowie Angehörige.
Fortbildungen für Lehrer und Erzieher
Die Fachberatungsstelle organisiert außerdem zahlreiche Fortbildungen für verschiedene Berufsgruppen wie Lehrer und Erzieher und hilft Einrichtungen beim Ausarbeiten von Schutzkonzepten. Trotz mancher Fortschritte sehen die Mitarbeiterinnen deutlichen Veränderungsbedarf. Gerade in der Ausbildung derjenigen, die später mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten, fehle oft noch das Wissen zum Thema sexuelle Gewalt. Ohne sensibilisierte Erwachsene, die Anzeichen von Missbrauch wahrnehmen können, blieben betroffene Kinder jedoch oft stumm.
Sorge bereitet den Violetta-Frauen auch der Druck, dem Kinder und Jugendliche im Computerzeitalter ausgesetzt sind. Die von Gewalt geprägte Form der Sexualität, mit der Kinder im Internet konfrontiert werden, bleibe nicht ohne Folgen. Die Beraterinnen wünschen sich auch an der Stelle mehr Aufklärungsarbeit.
Von Bärbel Hilbig