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Neue Norm für Fahrgeschäfte

Sind wir zu fett fürs Kettenkarussell?

Foto: Letzte Runde mit alter Leichtigkeit: Eine neue EU-Norm legt strengere Regeln für Fahrgeschäfte fest. Viele Schausteller fürchten hohe Kosten.

Letzte Runde mit alter Leichtigkeit: Eine neue EU-Norm legt strengere Regeln für Fahrgeschäfte fest. Viele Schausteller fürchten hohe Kosten.

Hannover. Die Verunsicherung unter den Schaustellern ist groß. „Wir wissen gar nicht, was auf uns zukommt“, sagt Tina Wilhelm. Sie steht mit ihrem Fahrgeschäft „Shaker“ derzeit auf dem Oktoberfest in Hannover. Sie plagt die Angst, den Betrieb aufgeben zu müssen. Grund ist eine neue EU-Norm für Karussells und Achterbahnen – denn DIN EN 13814 hat es in sich. Sie soll technische Standards in ganz Europa vereinheitlichen. Das bedeutet unter anderem, dass fliegende Bauten, wie Karussells und Achterbahnen von den Experten genannt werden, ab dem Jahr 2015 für ein Benutzergewicht von durchschnittlich 100 Kilogramm statt wie bisher 75 Kilogramm ausgelegt sein müssen. Das heißt: Die Schausteller müssen aufrüsten.

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Einige Schausteller befürchten nun, dass sich das Schützenfest und andere Feste in und um Hannover künftig stark verändern könnten. Viele Kollegen seien mit den Kosten für die Aufrüstung überfordert – und könnten gezwungen sein, aufzugeben, meinen sie.

Aber es geht der EU nicht nur ums Gewicht, sondern auch um höhere Geländerbrüstungen, bessere Absperrungen und mehr Sicherheit bei den elektrischen Anlagen. Außerdem gehört eine bessere und regelmäßige Schulung der Mitarbeiter zur DIN-Norm. Alle Geräte müssen dann sozusagen zur Generaluntersuchung zum TÜV, basierend auf der neuen Norm.

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Der Springer Schausteller Mike Ahrend lässt seine Geräte derzeit von einem Statikbüro untersuchen. Neben anderen Fahrgeschäften gehört ihm der „Flasher“. Zwei große Gondeln rotieren an jeweils 35 Meter langen Armen und drehen sich dabei um die eigene Achse. Was bei der Überprüfung der Statik herauskommt, weiß Ahrend noch nicht. „Wenn es nötig und möglich ist, muss der Stahlbau verstärkt werden“, sagt er. Wenn das nicht möglich ist? Daran mag er derzeit eigentlich noch gar nicht denken. „Eigentlich bleibt dann nur die Verschrottung“, sagt Ahrend.

Schausteller Klaus Wilhelm aus Seelze wundert sich über die neue Norm und versteht nicht so richtig, was in Brüssel erdacht wird. Derzeit steht sein Riesenrad auf dem Oktoberfest in Hannover. „Wir hatten schon eine andere Norm“ berichtet er. Die habe die vergangenen 40 Jahre gegolten und sei so gut gewesen, dass die ganze Welt sich danach gerichtet habe. „Sogar die amerikanischen Freizeitparks haben auf der Grundlage dieser Norm gebaut“, berichtet er. „Warum braucht man eine neue?“ Durch zusätzliche Freizeitangebote und die steigenden Energiekosten seien die Zeiten für die Schausteller schon schwer genug. Schon jetzt würden die Fahrgeschäfte jährlich vom TÜV überprüft, zudem während des Aufbaus an jedem Standort. Als ob das nicht ausreichend sei.

Änderungen bei der Statik seines Riesenrades durch die neuen Vorschriften befürchtet Wilhelm nicht. „Das ist schon alles extra verstärkt, wegen der hohen Windlast“, berichtet er. Vielleicht muss er die Brüstungen an den Riesenradgondeln verstärken, vielleicht reichen aber auch schon zusätzliche Schilder. Genaues wisse man noch nicht.

Auch Peter Burgdorf, der auf dem Oktoberfest mit der „Petersburger Schlittenfahrt“ vertreten ist, befürchtet hohe Ausgaben. „Allein die Statikprüfung kann uns bis zu 30 000 Euro kosten.“

Amelia Wischnewski und Mathias Klein

HAZ

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