SPD-Politiker geraten in handgreiflichen Streit
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SPD-Ratsfrau Afra Gamoori ist der Einlass zu einer Vorstandssitzung ihrer Partei massiv verwehrt worden.
© Quelle: DANIEL BOEDEKER
Hannover. Unter Politikern gehört der verbale Schlagabtausch zum Alltag, doch bei einem Vorfall in der SPD-Parteibasis sind offenbar Grenzen überschritten worden. Vor einigen Tagen kam es vor der Tür einer Vorstandssitzung des SPD-Ortsvereins Vahrenheide-Sahlkamp zu Handgreiflichkeiten zwischen Genossen. Bezirksbürgermeister Harry Grunenberg verweigerte SPD-Ratsfrau Afra Gamoori den Zutritt zur Sitzung. Nach Informationen der HAZ hat er sie wiederholt am Arm gepackt und weggeschoben. „Ich bestätige den Vorgang“, sagt Gamoori. Sie sei völlig perplex gewesen, so etwas dürfe es eigentlich nicht geben. Bezirksbürgermeister Grunenberg spricht von „selbst verschuldeter Grobheit“, schließlich habe sich Gamoori ebenfalls auf massive Weise Einlass verschaffen wollen, obwohl sie nicht mehr Mitglied des Vorstands sei. Der Vorgang beschäftigt in den kommenden Tagen den Parteivorstand des SPD-Unterbezirks. Gamoori behält sich vor, rechtliche Schritte einzuleiten.
Hannovers SPD-Chef Alptekin Kirci kündigt an, dass der Unterbezirks-Vorstand mit den Beteiligten sprechen werde. „Wir klären das und ziehen gegebenenfalls Konsequenzen“, sagt Kirci. Den Vorgang selbst wolle er nicht bewerten, aber ein solch massiver Streit stehe der SPD nicht gut zu Gesicht. „Das ist kein menschlicher Umgang“, sagt er.
Gamoori zu eigensinnig für die Altgedienten?
Hintergrund des Streits sind Querelen innerhalb des Ortsvereins. Die 28-jährige Gamoori gilt als aufstrebendes Nachwuchstalent. In der Ratsfraktion bekleidet sie das verantwortungsvolle Amt der schulpolitischen Sprecherin. In ihrem Ortsverein war sie ein paar Jahre Vorsitzende, doch dann kam es zum Bruch. Vor einigen Wochen wurde sie abgewählt, neuer Chef ist nun Wjahat Waraich. Was hinter der überraschenden Abwahl steckt, bleibt nebulös. Manche Genossen meinen, Gamoori sei den Altgedienten zu forsch und eigensinnig gewesen, daher sei sie entmachtet worden. Andere behaupten, Gamoori habe sich nicht an Beschlüsse gehalten.
Die konstituierende Sitzung des neuen Vorstands sollte am Dienstag hinter verschlossenen Türen im Kulturtreff Vahrenheide stattfinden. Die Vorstandsrunde tagte bereits, als Gamoori Einlass begehrte. Offenbar wollte sie sich an Grunenberg vorbeidrängeln. Daraufhin eskalierte die Situation. Nicht nur sie, auch andere Genossen wurden von Grunenberg abgewiesen. „Ich hatte den Raum gemietet und infolgedessen das Hausrecht“, sagt Grunenberg. Auch er räumt ein: „Das war ein sehr ungewöhnlicher Vorgang.“
Von Andreas Schinkel