Stöcken

St. Christophorus: Der Abriss hat begonnen

Gemeindesprecher Thomas Poloczek überreicht die Maurerkelle an den Vorstand des Heimatwerks.

Gemeindesprecher Thomas Poloczek überreicht die Maurerkelle an den Vorstand des Heimatwerks.

Stöcken. Wohnen statt Beten: Der Abriss der St.-Christophorus-Kirche hat begonnen. Ersetzt wird die Kirche an der Moosbergstraße durch ein Mehrfamilienhaus der Heimatwerk Hannover eG. „Nun können wir nach langem Warten endlich mit der weiteren Durchführung des Projekts beginnen“, sagt Jürgen Kaiser, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft.

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Bereits im September 2015 hatten die Vorstände des Heimatwerks und der Kirchenvorstand der katholischen Pfarrgemeinde St. Maria den Kaufvertrag unterschrieben. Bis jetzt hatte das Heimatwerk auf die Baugenehmigung durch die Bauverwaltung der Stadt Hannover gewartet. Nun wurde sie erteilt, und das Kirchengebäude muss dem Wohnkomplex weichen.

Grund für den Abriss ist die 2009 gefällte Entscheidung des Bistums Hildesheim, die St.-Christophorus-Kirche zu profanieren, also zu entweihen. Sinkende Mitgliedszahlen und geplante Umstrukturierungen hatten das Ende der Kirche am Stöckener Marktplatz besiegelt. Trotz emotionaler Proteste wurde die Kirche im Januar durch das Bistum profaniert – nur wenige Tage nach ihrem sechzigjährigen Jubiläum. Mehrere Gemeindemitglieder hatten gegen die Schließung ihrer Kirche demonstriert und dem Bistum eine Fehlentscheidung vorgeworfen – unter ihnen auch Gemeindeleiter Thomas Poloczek.

Entgegen dem eher unfreiwilligen Abschied von St. Christophorus hatten sowohl Poloczek als auch Kaiser die Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Heimatwerk seit 2015 gelobt. „Wir haben es dem Heimatwerk zu verdanken, dass wir hier weiterhin unsere Gottesdienste abhalten konnten“, meint Poloczek, der zuletzt mit Mitarbeitern und Vorständen des Heimatwerks den Grundstein der Kirche aus dem Jahr 1962 freilegte. Symbolisch überreichte er dem Vorstand auch die Maurerkelle.

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Sechzig Jahre lang ließen sich Stöckener an der Moosbergstraße trauen und taufen. Nach dem Abriss sollen auf dem ehemaligen Kirchengrundstück, das etwa 3500 Quadratmeter zählt, 40 Wohnungen, verteilt auf insgesamt vier Geschosse, entstehen. Eine Physiotherapiepraxis und ein Verwaltungsbüro der Caritas Wohnen haben bereits Räume im Erdgeschoss reserviert. In Vergessenheit soll St. Christophorus aber nicht geraten: Bildnisse der zwölf Apostel, ein Kirchenfenster und das Taufbecken der Kirche werden in die Gestaltung des Heimatwerk-Neubaus aufgenommen.

Kommentar: Abschied und Neuanfang

Der Abschied von einer Kirche ist fast jedes Mal mit Trauer und Bedauern verbunden. Für die Gemeindemitglieder ist ein Gotteshaus der Ort, an dem sie wichtige Ereignisse in ihrem Leben begangen haben, Taufen, Hochzeiten, auch der Abschied von Verstorbenen. In Stöcken mussten sich die Katholiken nach vielen schmerzlichen Diskussionen mit dem Ende ihrer St.-Christophorus-Kirche abfinden. Das Kirchengebäude wird abgerissen, weil die Zahl der Gläubigen und der in der Gemeinde Aktiven nach und nach zusammenschmolz. Für evangelische und katholische Christen ist das nicht neu. Viele Gemeinden sind in den vergangenen Jahren zusammengelegt worden und mussten Gotteshäuser aufgeben. Es ist nicht einfach, wenn die Wege für die einzelnen Gläubigen weiter werden und die Gemeinschaften sich neu zusammenfinden sollen. Dafür braucht es die Bereitschaft, sich auf neue Bedingungen einzulassen, damit die eigene Gemeinde wieder eine Zukunft hat.

Zumindest kann es ein kleiner Trost sein, wenn die aufgegebene Kirche eine neue Bestimmung erhält. So geschah es vor über zehn Jahren mit der Stöckener Gustav-Adolf-Kirche, die zur Synagoge für die Liberale Jüdische Gemeinde umgebaut wurde. Gut ist es ebenfalls, wenn auf dem alten Kirchengrund etwas sinnvolles Neues entsteht. In Stöcken ist das jetzt wieder der Fall. Ein Wohnhaus wird die Stelle der St.-Christophorus-Kirche einnehmen, eine Wohnungsgenossenschaft schafft einen Platz zum Leben für Senioren und Familien.

Von Nina Hoffmann

HAZ

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