Tennisklub HTV wird 100
Die Besuche im Keller des Klubhauses haben sich gelohnt. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Denn was Barbara Brokate und Angelika Schoenheit im Untergeschoss der Anlage des HTV Hannover an der Bonner Straße gefunden haben, ist ein kleiner Schatz: Unzählige Dokumente und Bilder, die die 100-jährige Geschichte des Klubs erzählen, der morgen sein Jubiläum feiert. Was sie gefunden haben, verwendeten die beiden langjährigen Vereinsmitglieder – Brokate ist bereits seit 1954 dabei – für ein Buch und eine historische Ausstellung. Und zu erzählen gibt es über die Höhen und Tiefen des Traditionsklubs aus der hannoverschen Südstadt eine Menge.
Die Wurzeln des HTV liegen einige Hundert Meter von der heutigen Vereinsanlage entfernt. In der Straße Am Haspelfelde findet die „Tennisgesellschaft von 1910“ damals noch vor den Toren der wachsenden Stadt ihre erste Bleibe. Erst 1956 zieht der inzwischen in Hannoverscher Tennisverein umbenannte Klub an die Bonner Straße um – und beginnt auf der prachtvollen Anlage mit insgesamt 14 Plätzen seinen steilen Aufstieg: 1969 und 1977 wird der Klub deutscher Mannschaftsmeister, 1970 holt er zudem in Paris den Europapokal. Und auf die Leistung, zwischen 1971 und 1996 insgesamt 22 Jahre lang in der Bundesliga gespielt zu haben, sind die HTVer um ihren Vorsitzenden Peter Wittke besonders stolz.
Dabei stammen aus dieser Zeit auch die Probleme, mit denen die derzeit 525 Mitglieder noch immer zu kämpfen haben. Denn die große Zeit des HTV, auf dessen Anlage schon Tennisgrößen wie Gottfried von Cramm, die Wimbledonsieger Michael Stich sowie Boris Becker spielten und drei Daviscup-Partien ausgetragen wurden, ging einher mit dem drohenden finanziellen Kollaps. Jede Bundesligasaison kostete den Klub nach Angaben von Wittke zwischen 200.000 und 400.000 Mark. 1996 war der Verein mit umgerechnet fast einer Million Euro verschuldet. „Aber dieses Jahr werden wir wieder unter die 400.000-Euro-Grenze kommen“, verrät der Klubchef.
Große Sprünge sind angesichts derartiger Altlasten sportlich nicht möglich. Auch wenn sich der Klub noch immer auf eins verlassen kann: auf seine ausgezeichnete Jugendarbeit. Fast die Hälfte der 300 aktiven Mitglieder sind Kinder. Und wie zu den besten Zeiten, in denen der HTV Ausnahmetalente aus der Region wie Nicolas Kiefer oder Martina Müller anzog, die vor neun Jahren mit 18 Jahren bereits Ehrenmitglied wurde, gewinnen die Nachwuchsteams des Traditionsklubs noch immer regelmäßig Landesmeisterschaften.
Angesichts der nachrückenden Talente träumen die HTVer wieder von einer erfolgreichen Zukunft. Und das nächste Jubiläum kann auch kommen: Denn den Keller haben Barbara Brokate und Angelika Schoenheit ja bereits aufgeräumt.
Das Programm zum HTV-Jubiläum: Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des HTV Hannover beginnen am Sonnabend um 16.30 Uhr mit dem Festakt in der Tennishalle auf dem Vereinsgelände an der Bonner Straße. Dabei werden unter den 250 Gästen neben dem hannoverschen Oberbürgermeister Stephan Weil und Martin Kind, dem Klubchef von Hannover 96, auch zahlreiche ehemalige Spieler wie Nicolas Kiefer und Martina Müller sein. Der zuletzt oft von Verletzungen geplagte Tennisprofi wird auf dem Centre Court 2 um 18 Uhr gemeinsam mit Kind zum Doppel gegen die HTV-Spieler Stefan Seifert und Marco Lenz antreten. Von 19.30 Uhr an schließt der "Tanz in den Mai" die Feierlichkeiten morgen ab. Im Foyer des Klubhauses wird eine von Barbara Brokate gestaltete Fotoausstellung zur Klubhistorie gezeigt. Die 105-seitige Vereinschronik ist zum Preis von 20 Euro in der Geschäftsstelle erhältlich – ein gebundenes Exemplar kostet 25 Euro.