Tierärzte kritisieren Ermittlungsstopp gegen TiHo
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Hannover . Die Begründungen für den Ermittlungsstopp sind aus Sicht von aktuellen und ehemaligen TiHo-Mitarbeitern nicht nachvollziehbar. Im Fokus stehen dabei die Arbeitsbedingungen für sogenannte Interns in Tierkliniken der TiHo. Dabei handelt es sich um Tierärzte mit abgeschlossenem Studium und Approbation durch die Tierärztekammer, die in der Klinik rund ein Jahr lang zusätzliche praktische Erfahrungen in der Behandlung komplizierterer Fälle erwerben. Bezahlt werden laut Arbeitsvertrag knapp 80 Stunden im Monat, tatsächlich sind die Interns angeblich mit mindestens 160 Stunden in die Dienstpläne eingebunden. Eine Betroffene berichtet, in ihrem Vertrag waren 60 bezahlte Arbeitsstunden im Monat verankert. In Spitzenzeiten habe sie aber 60 Stunden pro Woche gearbeitet.
„Es ist absolut falsch, wenn die Interns jetzt als Praktikanten ohne eigene Verantwortung dargestellt werden“, betont eine Tierärztin. Sie selbst war in ihrer Internship nach sechs Wochen Einarbeitung im Wochenenddienst sonnabends oder sonntags von 8 bis 24 Uhr komplett allein als Tierärztin für eine Abteilung verantwortlich. Zur Seite standen ihr nur Studenten. Im Notdienst bringen Menschen ihr krankes Haustier vorbei. Der Intern kümmert sich um Diagnose und Behandlung. Gleichzeitig ist er für die Versorgung der bereits aufgenommenenen stationären Patienten zuständig. „Das muss alles schnell gehen. Und es gibt dann niemanden, den man anrufen kann“, betont die Frau, die als Intern zugleich studentische Praktikanten unterwies.
60 Stunden Arbeit pro Woche
In der Klinik für Kleintiere, in der Hunde und Katzen therapiert werden, sichern Interns unter anderem auch die nächtliche Narkosebereitschaft. „Sie wohnen alle in Kliniknähe, damit sie innerhalb einer Viertelstunde vor Ort sein können, um eine Narkose einleiten zu können“, berichtet die Tierärztin. Andere Kenner der Situation bestätigen die Schilderungen. „Anhand von Dienstplänen und Praxisverwaltungsprogramm lässt sich eigentlich leicht nachweisen, wann Interns arbeiten und dass dann keine Aufsicht zugegen ist“, sagt eine Tierärztin.
Die TiHo soll während der Ermittlungen die Arbeitszeiten von Interns und auch Assistenzärzten in mindestens zwei Tierkliniken auf die vertraglich fixierte Stundenzahl reduziert haben. Für Assistenzärzte gelten nach Aussagen von Insidern ähnliche Bedingungen wie für Interns. Die Reduzierung der Arbeitsstunden habe nach Auskunft der TiHo den Klinikbetrieb nicht beeinträchtigt, teilte die Staatsanwaltschaft mit und nahm es als Indiz für die untergeordnete Rolle der Interns. Es sei schlichtweg unmöglich, dass der Betrieb bei eingeschränktem Einsatz der Interns in gleichem Umfang wie vorher laufe, betonen dagegen mehrere Insider. Tatsächlich seien die Sprechstundentermine reduziert worden, in der Dermatologie zum Beispiel um die Hälfte.
Eine andere Frau berichtet, dass ihr im Bewerbungsgespräch als Intern für die Kleintierklinik erklärt wurde, wie sie Wohngeld beantragen kann. Sie selbst zog ihre Bewerbung zurück. Andere Tierärztinnen bezogen als Intern tatsächlich Wohngeld – da ihr Bruttoverdienst bei rund 1100 Euro lag. Die TiHo äußert sich weiterhin nicht und verweist auf die Staatsanwaltschaft.