Emre A. und Tanja W. sollen im April 2020 einen 28-Jährigen in Hannover mit mehr als 100 Messerstichen getötet haben. Die Staatsanwaltschaft plädierte nun auf Mord, die Verteidigung auf Freispruch – weil die Angeklagten Autisten sind. Das Gericht muss entscheiden, wie schuldfähig die beiden tatsächlich sind.
Hannover.Der Prozess um den mit mehr als 100 Messerstichen in Hannover-Kirchrode getöteten Kadir A. steht vor dem Abschluss. Die Staatsanwaltschaft forderte am Mittwoch in ihrem Plädoyer für die Angeklagten Emre A. (24) und Tanja W. (26), die beide die Autismus-Form Asperger haben, 15 beziehungsweise zwölfeinhalb Jahre Haft wegen Mordes. Sie sollen ihr 28-jähriges Opfer am 5. April 2020 in eine Wohnung gelockt und mit einem japanischen Kurzschwert erstochen haben. Die Verteidiger plädierten auf Freispruch.
Laut Staatsanwalt Matthias Wuthenow hat Emre A. sein Opfer mit einem sogenannten Tanto-Messer "regelrecht massakriert". Der Angeklagte habe Kadir A. für eine vermeintliche Vergewaltigung zur Rechenschaft ziehen wollen. Die Mordmerkmale lauten Heimtücke und niedrige Beweggründe. Tanja W. hatte den 28-Jährigen 2019 angezeigt, doch die Staatsanwaltschaft konnte nie eindeutige Belege finden. In Chats schrieb Emre A. danach, der Fall sei für ihn erst erledigt, "wenn der Knilch tot oder verstümmelt ist". Kadir A.s bis zur Unkenntlichkeit entstellte Leiche wurde erst zehn Tage nach der Tat auf dem Kirchröder Jakobifriedhof entdeckt.