Matratzen, Decken, Feldbetten: Transportflugzeuge bringen Hilfsgüter von Wunstorf nach Libyen
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Donnerstagmittag: Die Verladung der Hilfsgüter für Libyen auf dem Fliegerhorst Wunstorf beginnt.
© Quelle: Julian Stratenschulte (dpa)
Wunstorf. Ohrenbetäubender Lärm dringt vom Rollfeld des Fliegerhorsts Wunstorf herüber. Presseoffizierin Melanie Dittmann weist den Reportern und Kameraleuten eine Sicherheitszone zu, die man nicht verlassen darf. Wie eine Coaching-Zone für Fußballbundesliga-Trainer. Aus diesem etwa 35 mal 8 Meter großem Bereich lässt sich verfolgen, wie die erste A400M mit Hilfsgütern beladen wird. Um 12.40 Uhr beginnt die Beladung mit Zelten, Decken, Feldbetten, Isomatten und Stromgeneratoren. Neun Minuten später sind die Hilfsgüter sicher verstaut. Eine gute Stunde später starten zwei Transport-Flugzeuge Richtung Ost-Libyen.
Der Sturm „Daniel“ hat Libyen am Sonntag erfasst. Nahe Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der Hafenstadt mit ihren rund 100.000 Einwohnern wurden ins Meer gespült. Nach Angaben der Verwaltung im Osten des Landes kamen mehr als 5000 Menschen ums Leben. Die genaue Zahl ist nur schwer zu beziffern. Der Bürgermeister Darnas erklärte, er befürchte allein in seiner Stadt bis zu 20.000 Todesopfer. Derzeit gelten 10.000 Menschen als vermisst.
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TWH hilft: Michael Matrian, Referatsleiter Einsatz des THW Landesverband Niedersachsen Bremen, gibt vor dem Abflug der beiden Transportflugzeuge vom Fliegerhorst Wunstorf ein Interview.
© Quelle: Julian Stratenschulte (dpa)
Zum Pressetermin auf dem Rollfeld war am Donnerstag auch Johann Saathoff, Parlamentarischer Staatssekretär des Bundesinnenministeriums erschienen. Vor der A400M mit ihrem Motorenlärm lobt er das schnelle Handeln von Technischem Hilfswerk (THW) und Bundeswehr: „Die libysche Regierung hat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch unser Hilfsangebot angenommen.“ Einen Tag später sei man starklar gewesen. Das Auswärtige Amt trage die Kosten in Höhe von 500.000 Euro. Vorerst seien lediglich diese beiden Hilfstransporte geplant, erklärt Torsten Fette, stellvertretender Kommodore des Luftwaffengeschwaders 62 in Wunstorf.
Die Hilfsgüter umfassen mehr als 32,5 Tonnen, das Ladevolumen der beiden Transportflugzeuge beträgt 151 Kubikmeter. Nach einem internationalen Hilfeleistungsersuchen Libyens an die Europäische Union (EU) hat die Bundesregierung schnelle Hilfe zugesagt und sofort geleistet.
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Einen Tag nach dem Hilfeersuchen: Ein Transportflugzeug Airbus A400M der Luftwaffe startet am Fliegerhorst Wunstorf zu einem Hilfsflug nach Libyen.
© Quelle: Julian Stratenschulte (dpa)
Michael Matrian, Einsatzleiter beim THW, erklärt: „Zum Glück gibt es Menschen, die helfen können. Unsere 80.000 Ehrenamtliche tun das.“ Der Transport wird von einem THW-Mitarbeiter je Flugzeug begleitet. „Das Material ist so beschaffen, dass sich die Menschen vor Ort selber helfen können“, sagt Michael Schott vom THW-Medienteam. Das THW hatte im Laufe des Mittwochs in seinen Logistikzentren in Bayern und Baden-Württemberg Hilfsgüter verladen. Nach Angaben eines Sprechers waren am Abend acht Lastwagen in Richtung Wunstorf (Region Hannover) gestartet.
Transportflugzeuge bringen Hilfsgüter von Wunstorf nach Libyen
Zwei Transportflugzeuge der Bundeswehr sind am Donnerstag vom Fliegerhorst Wunstorf ins Überschwemmungsgebiet nach Libyen aufgebrochen.
© Quelle: Thomas Nagel
Für die Bundeswehr sei es in diesem Jahr nicht der erste Hilfseinsatz, der von Wunstorf aus startet. „Auch in der Türkei nach dem Erdbeben waren wir dabei“, sagt Oberst Torsten Fette. Im August waren Zehntausende in der Türkei und Syrien der Naturkatastrophe zum Opfer gefallen. Die Bundeswehr sei stolz, Menschen in existenzieller Not helfen zu können, sagt Fette.
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Die schnelle Lieferung der Hilfsgüter dürfte zunächst aber ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Denn in Darna sollen mindestens 30.000 Menschen obdachlos sein – fast ein Drittel der Einwohnerschaft. Deshalb befinden sich auch Wasserfilter im Gepäck für Libyen. „Sie sind einfach zu bedienen und stellen die Versorgung mit Trinkwasser sicher“, sagt Michael Schott. Am Donnerstag wurden 100 Zelte mit Beleuchtung, 1000 Isomatten, 1000 Feldbetten, 1000 Decken und 80 Stromgeneratoren nach Libyen geflogen.
HAZ