Vereine helfen bei Kastration von Streunerkatzen
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Etwa 20.000 herrenlose Katzen leben im Stadtgebiet.
© Quelle: picture alliance / Julian Strate
Hannover. Die neue Kastrationspflicht für Katzen in Hannover trifft bei Tierschützern auf Zustimmung. Dadurch könne die Zahl der herrenlosen Katzen reduziert und die Gesundheit der Tiere besser geschützt werden, sagt Frauke Ruhmann vom Verein Katzenhilfe. „Wir schätzen die Zahl der Streunerkatzen auf 20.000 im Stadtgebiet“, sagt Ruhmann. Jetzt sei man darauf angewiesen, dass Bürger auf wild lebende Katzen achten und sie melden. „Wir fangen die Tiere ein, lassen sie registrieren und kastrieren“, sagt Ruhmann.
Das Land Niedersachsen kündigt an, ab 1. November 200.000 Euro bereitzustellen, um die Kastration zu finanzieren. Zuschüsse können Tierschutzvereine, Tierheime und Privatpersonen in Anspruch nehmen. Damit sei die Kennzeichnung von rund 2600 wildlebenden Hauskatzen möglich, sagt das Landwirtschaftsministerium. Die Zahl bezieht sich auf ganz Niedersachsen. Bereits zu Jahresbeginn hatte das Ministerium die gleiche Summe zur Verfügung gestellt – nach zweieinhalb Wochen war das Fördergeld verbraucht.
Hannovers neue Katzenschutzverordnung tritt am 1. Januar 2019 in kraft, sollte der Rat zustimmen. Halter von Hauskatzen, die die Wohnung verlassen und sich im Freien herumtreiben, sind dann ebenso aufgefordert, ihre Tiere kastrieren zu lassen, wie diejenigen, die Streunerkatzen regelmäßig Futter anbieten. Wer gegen die Pflicht verstößt, muss mit Geldbußen von bis zu 5000 Euro rechnen.
Das hört sich drakonischer an, als es ist. Die Katzenhilfe weist daraufhin, dass Menschen, die lieb gewonnene Streuner versorgen, die Tiere jetzt nicht mühsam einfangen und zum Tierarzt bringen müssen. „Es reicht völlig, wenn sie uns Bescheid geben“, sagt Ruhmann. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vereins fahren dann zu der Futterstelle, fangen die Tiere ein, lassen sie kastrieren und kennzeichnen. „Wenn sie nicht mehr domestizierbar sind, müssen wir sie wieder aussetzen“, sagt die Katzen-Expertin. Der Verein verfüge über kontrollierte Futterstandorte, wo die Katzen versorgt und beobachtet werden. Dort können die Helfer zugleich feststellen, ob weitere Streuner hinzukommen. Zahmere Tiere versucht der Verein an Katzenfreunde zu vermitteln, nachdem die Katzen umfassend geimpft wurden.
Katzen bekommen in aller Regel zweimal im Jahr bis zu sieben Junge. Sterben die Jungen, kann es auch drei bis viermal im Jahr sein. Meist sterben die Jungtiere noch vor Erreichen des ersten Lebensjahres an Infektionskrankheiten und schlechter Futterversorgung.
Streunende Katzen fristen nicht nur ein kümmerliches Dasein, sie stellen auch ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Die Tiere werden von Krankheiten befallen, die zum Teil auf den Menschen übertragbar sind. Dazu zählt nicht nur Pilzbefall, sondern auch Toxoplasmose. Für Schwangere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann die Infektionskrankheit sehr gefährlich werden. Katzen scheiden den Toxoplasmose-Erreger mit dem Kot aus. „Wild lebende Katzen vergraben ihren Kot nicht selten in Sandkästen auf Spielplätzen“, berichtet Ruhmann.
Für Freigänger-Katzen besteht das Risiko, sich bei ihren wild lebenden Artgenossen anzustecken. Auch Katzen, die nur in Wohnungen gehalten werden, sind nicht völlig geschützt. „Bakterien kann ein Halter in seiner Kleidung und unter seinen Schuhen in die Wohnung tragen“, sagt Ruhmann. Auf diese Weise könne etwa der Katzenschnupfen übertragen werden, eine Erkrankung der Atemwege.
Der Verein Katzenhilfe hatte in der Vergangenheit immer wieder auf die Probleme mit Streunerkatzen hingewiesen und mit einer Petition dazu beigetragen, dass sich die Stadt zu einer Kastrationspflicht durchringt. Auch in der Ratspolitik wird die neue Verordnung begrüßt.
Von Andreas Schinkel