Digitalrat der Bundesregierung

Warum Ijad Madisch in kurzen Hosen bei der Kanzlerin war

Ijad Madisch, Gründer des Wissenschaftsnetzwerks ResearchGate.

Ijad Madisch, Gründer des Wissenschaftsnetzwerks ResearchGate.

Hannover. Ijad Madisch ist einer von zehn Mitgliedern des neuen Digitalrates der Bundesregierung, der am Mittwoch offiziell seine Arbeit aufgenommen hat. Der gebürtige Wolfsburger hat an der Medizinischen Hochschule Hannover Medizin studiert und wanderte anschließend in die USA aus, um dort als Stipendiat am Massachusetts General Hospital in Boston zu arbeiten. 2008 gründete er das Wissenschaftsnetzwerk für Mediziner Research Gate, wofür er seit 2010 hauptberuflich als CEO tätig ist. 2013 investierte Bill Gates 35 Millionen in das Start-up des Wolfsburger, bei dem mittlerweile rund 200 Mitarbeiter angestellt sind. Sein lässiger Berlin-Chic beim Antrittsbesuch im Kanzleramt mit Superman-Cap und kurzer Hose sowie Turnschuhen sorgte in den sozialen Medien für viele Kommentare. Wir sprachen mit dem Niedersachsen über seine Ziele für Merkels Digitalrat, über Dress Codes im Allgemeinen und wie er reagierte, als die Kanzlerin anrief.

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Sie haben an der Medizinischen Hochschule in Hannover von 2000 bis 2007 Medizin studiert. Sind Sie noch öfters hier in der Region unterwegs?

Ich bin noch ab und an in Hannover unterwegs. Meine Eltern wohnen in Höfer (Landkreis Celle, Anm. der Redaktion), mein Bruder ist Chefarzt im Krankenhaus Siloah und meine Schwester wohnt auch in Hannover. Aber ich komme von hier und habe in Hannover studiert. Damals hatten mein bester Kumpel und ich auch die Idee zum Wissenschaftsnetzwerk ResearchGate. Nach dem Studium hatte ich eigentlich vor in die Forschung zu gehen und habe bei Professor Manns an der MHH gearbeitet. Als ich ihn nach einer halben Stelle fragte, um nebenbei an ResearchGate zu arbeiten, fuhr er mich an, ich solle mich auf meine akademische Karriere konzentrieren und den Firlefanz aus dem Kopf kriegen. Deswegen habe ich dann gekündigt und bin in die USA gegangen, um das Netzwerk zu gründen. 2010 bin ich dann wieder zurück nach Deutschland gekommen. Mittlerweile ist Professor Manns auch Nutzer der Plattform und wir haben uns gut angefreundet.

Wie kam die Arbeit mit dem Digitalrat der Bundesregierung zustande?

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Ich wurde von verschiedenen Leuten der Regierung angesprochen, darunter auch Katrin Suder und Helge Braun. Ich dachte, es sei nur meine Meinung zur Digitalisierung in Deutschland gefragt, nicht meine Person. Aber dann rief auf einmal die Kanzlerin an und fragte mich, ob ich nicht im Digitalrat dabei sein will. Ich habe sie um Bedenkzeit gebeten. Ich lege Wert auf Fokus und wenn ich mich für eine Sache entscheide, dann ziehe ich sie auch durch. Letztlich habe ich zugesagt, weil Deutschland mir sehr viel gegeben hat und wir in Sachen Digitalisierung hintenher hinken – und ich möchte helfen, das zu ändern.

Was werden Sie Merkel in Sachen Digitalisierung raten, damit Deutschland es schafft aufzuholen?

Wir werden an verschiedenen Themen arbeiten. Mein Thema ist die digitale Gründung in Deutschland. Dabei geht es nicht nur darum, mehr Internet-Start-ups zu gründen, sondern jede Art von Gründung digital zu durchdenken. Damit werde ich mich gemeinsam mit Stephanie Kaiser beschäftigen. Was sich auf jeden Fall ändern muss, ist das Mindset über Gründungen in Deutschland. Wir haben hier eine sehr große Angst vor dem Scheitern, die Menschen vom Gründen abhält. Wenn man scheitert, gibt es Häme. Das muss sich ändern, denn jeder Fehltritt ist ein wichtiger Schritt Richtung Erfolg. 2017 haben wir einen Tiefpunkt bei der Anzahl der Gründungen in Deutschland erreicht – das muss sich auch ändern.

Ijad Madisch (r.) besuchte in kurzer Hose und mit Käppi die Bundeskanzlerin.

Ijad Madisch (r.) besuchte in kurzer Hose und mit Käppi die Bundeskanzlerin.

Warum haben Sie sich bei dem Antrittsbesuch bei Angela Merkel für das sportliche Outfit im Kanzleramt entschieden?

Ich ziehe mich immer so an und es war wirklich warm am Mittwoch. Ich finde die kurze Hose schön. Ich ziehe gerne Sachen an, in denen ich mich wohlfühle. Ich gehe auch sehr häufig in Jogginghose in die Firma. Viele Mitarbeiter haben sich bereits herzlich bei mir bedankt, dass ich die Jogginghose auf der Arbeit salonfähig gemacht habe. Jeder kann bei uns anziehen was er will. Viele kommen bei uns in gemütlichen Hosen zur Arbeit, es gibt kein Dresscode. Ich finde Anzüge extrem unbequem, trage sie selten und fühle mich in ihnen nicht wohl. Angela Merkel kennt mich schon von ihrem Besuch in unserem Unternehmen. Da habe ich eine Mütze und ein lila Nike-Hoodie getragen. Mit einem solchen Outfits regt man man Diskussionen an und denkt mal über das Thema Dresscode nach. Ich war ganz froh, als ich gemerkt habe, dass es in der Gründerszene nicht drauf ankommt, was man an hat.

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Von Marleen Gaida

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