Linden und die SPD, das war mal eins. Doch diese Zeiten sind vorbei. Warum kam der OB-Kandidat der SPD, Marc Hansmann, hier nur noch auf 17,6 Prozent der Stimmen und verlor damit Hannover? Eine Spurensuche – 100 Jahre nach der Eingemeindung nach Hannover.
Hannover.Das verlassene Herz der SPD ist ein renovierter Altbau. Gegenüber ein Fußpflegestudio. Hundert Meter weiter, da leuchten die Neonlichter, machen sich Clubbesitzer und Dönerverkäufer am Schwarzen Bären bereit für eine weitere lange Nacht. Hundert Meter in die andere Richtung ragen die Türme des Ihme-Zentrum in den Himmel, ein Denkmal für die Zukunft der Vergangenheit. Aber in der Jacobsstraße 10 ist es ruhig. Von hier aus baute Kurt Schumacher 1945 die SPD der Westzonen wieder auf.
Linden war bis vor 100 Jahren noch selbst eine Stadt. Wenn man so will: Hannovers Maschinenraum. Die Lindener wollten damals die Eingemeindung, Hannover wollte sie nicht, weil Linden zu sozialdemokratisch war – eine Art Herzland der SPD. Doch das hat sich geändert, zuletzt rasend schnell, wenn die Wahlergebnisse der Maßstab sind. Bei der Bundestagswahl 2013 wählte der Wahlbezirk Linden-Limmer mit 47,4 Prozent der Erststimmen die Abgeordnete der SPD, 2017 waren es 34,8 Prozent. Bei der Oberbürgermeisterwahl 2013 landete Stefan Schostok im Bezirk bei 49,3 Prozent, in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten bei 85,1 Prozent. 2019 erreichte der SPD-Kandidat Marc Hansmann mit 17,6 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang nicht einmal die Stichwahl. Die SPD schwächelt bundesweit. Dass sie in ihrer bisherigen Hochburg Hannover erstmalig seit dem Zweiten Weltkrieg das Rathaus verlor, hat sicher viele Gründe. Einer ist die Rathausaffäre. Ein anderer ist Linden.