Wie ist das, wenn man plötzlich seine Geschwister kennen lernt, nachdem man ein Leben lang als Einzelkind lebte? Bea L. wurde 1965 von ihrer Familie getrennt – jetzt hat sie einige Angehörige wiedergefunden. Ihr Bruder hatte sie in der Zeitung erkannt.
Hannover.Man kann sagen, dass Bea L. aus einer kinderreichen Familie stammt. Zehn Geschwister hat sie, davon fünf Halbgeschwister. Nur: Bis Bea L. 18 Jahre alt war, hielt sie sich für ein Einzelkind. Und bis sie 55 Jahre alt wurde, wusste sie nicht, wo ihre Geschwister sind, wie sie leben oder wie es ihnen geht. Erst seit dem vergangenen Sommer hat sie mit einigen von ihnen Kontakt aufnehmen können, mithilfe eines seltsamen Zufalls – und eines HAZ-Artikels.
Wenn Bea L. an ihre Kindheit zurückdenkt, dann findet sie dafür nur einen Begriff: „Es war ein Horrortrip“. Getrennt von ihren leiblichen Eltern wuchs die 1964 Geborene seit ihrem zweiten Lebensjahr bei Pflegeeltern und vor allem in Pflegeheimen auf. Kontakt mit ihren nächsten Angehörigen gab es nicht, Erinnerungen auch nicht. Erst als sie 18 Jahre alt war, teilte man ihr lapidar mit: „Du bist eine von vielen.“ Den vielen anderen war es ebenso ergangen wie ihr: Sie waren auf Familien und Einrichtungen in ganz Deutschland verteilt worden.