Wißmannstraße in der Südstadt ist umbenannt
„Das kolonialistische Erbe der Südstadt ist hiermit beendet“: Mit großer Geste zog Bezirksbürgermeister Lothar Pollähne am Montag in der Südstadt in Hannover die Folie vom neuen Straßenschild der Wißmannstraße – und damit einen vorläufigen Schlussstrich unter die Südstädter Straßennamendebatte. Die einst nach dem Afrikaforscher und Kolonialisten Hermann von Wißmann benannte Straße am Bertha-von-Suttner-Platz heißt zwar immer noch Wißmannstraße, jetzt aber nach dem Kommunisten Hermann Wißmann, der 1933 im Konzentrationslager Heuberg starb. Für die Anwohner ist das die bequemste Lösung, weil niemand neue Stempel oder Briefköpfe fertigen muss.
Das namensgleiche Verfahren hat sich als erstaunlich konfliktarm erwiesen. Ähnlich war kürzlich bereits in der nicht weit entfernten Nachtigalstraße verfahren worden, die jetzt ebenfalls nicht mehr nach einem Militaristen, sondern nach dem Theologen und Volksmärchenforscher Johann Karl Christoph Nachtigal benannt ist. Vor Jahren war bereits nach heftigen Auseinandersetzungen im Stadtteil der Karl-Peters-Platz, im Volksmund heute noch gelegentlich Kalle-P. genannt, in Bertha-von-Suttner-Platz umbenannt worden. „Jetzt ist die Südstadt endgültig entkolonialisiert“, sagte Pollähne nicht ohne Stolz. Der rot-grünen Mehrheit in Bezirksrat und Rat gehe es dabei nicht um Vordergründiges, betonte Pollähne nach der Veranstaltung: „Die Benennung einer Straße nach einer Persönlichkeit ist eine der größten Ehren, die eine Stadt vergeben kann.“ Diese Ehre dürfe keinem zuteil werden, der massiv gegen das zu seiner Zeit gültige Recht verstoßen und die Menschenwürde nicht geachtet habe. Daher sei die neue Namensgebung mehr als Symbolpolitik.
Um eine Umwidmung, wie der Bezirksrat lange gedacht hatte, handele es sich bei den Vorgängen Nachtigal- und Wißmannstraße allerdings nicht, klärte bei der Gelegenheit Bernd Wegener, Straßennamenfachmann der Stadtverwaltung, auf. Es sei trotz des gleich klingenden Namens eine echte Umbenennung: „Das sind verschiedene Rechtstitel“, sagte Wegener.
Warten bei Elkartallee
Auch bei der Südstädter Elkartallee steht eine Umbenennung bevor. Dem einstigen Stadtbaurat Karl Elkart wird Verstrickung im Dritten Reich vorgeworfen. Der Vorgang ruht allerdings derzeit. „Wir haben uns verständigt, das Thema nicht anzufassen, bis das Oberverwaltungsgericht über die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Allee entschieden hat“, sagt Pollähne. Dort sind Anwohnerklagen anhängig.
HAZ